„Kaffeezeit“ mit Dr. Dagmar Nawroth

Regie- und Synchronarbeit zu Zeiten der DEFA

Zeitzeugengespräch über Filmsynchronisation

Mein Name ist Dr. Dagmar Nawroth. Nach dem Abitur habe ich im Studio für Synchronisation als Schnittassistentin begonnen, Studium, Regieassistentin, Regisseurin. Ich bin 81 Jahre alt, Rentenstatus, out also. Ungeachtet dessen hat sich auch mein DEFA-Arbeitsgebiet nicht weiter entwickelt. Das Studio für Synchronisation ausländischer Filme existiert nicht mehr. Interessanter Weise ist dieses Ende mit dem Beginn der Filmsynchronisation überhaupt verbunden. Nämlich ihrer Rentierlichkeit!

Der Internationalität des Filme schien mit der Geburt des Tonfilmes (1927) ein Ende bereitet worden zu sein. Beinahe gleichzeitig erkannten amerikanische Regisseure die künstlerischen und marktwirtschaftlichen Möglichkeiten einer Synchronisation. Schauspieler mit „Vokaltalent“ wurden mit optisch bekannten Stars gekoppelt. Und schon Anfang der 30er Jahre stellten sie fremdsprachige, synchronisierte Versionen ihrer Filme für Exportländer her.

Ein kurzer historischer Ablauf unseres Studios. Schon 1945 nahm eine kleine Synchrongruppe die Arbeit auf. Zunächst nur sowjetische Filme. 1952 entstand dann das (VEB) Studio. Der Kostenaufwand für einen synchronisierten Film ist mit dem eines Originalfilms überhaupt nicht zu vergleichen. Das Studio war ein wirtschaftlich selbständiger Betrieb. Auftraggeber waren die Hauptverwaltung Film beim Kulturministerium und der Deutsche Fernsehfunk. Nach der Wende gab es die nicht mehr. Und im Juli 1992 gab es die nunmehrige DEFA-Synchron GmbH nicht mehr. Die Kirch-Gruppe kaufte auf und vernichtete alle Materialien, Dokumente und Arbeitsunterlagen. Von den DEFA-Studios erlebten nur zwei eine solche kommerzielle Brutalität. Die DEFA-Stiftung bemüht sich nun um eine Agenda. Das zur Vorgeschichte des Zeitzeugengesprächs.

Was kann durch die Übertragung der Originalsprache in eine andere, fremde, in einen anderen Kulturkreis, in unseren Kulturkreis, bewirkt und erreicht werden? Sprachliche Integration, Brücken bauen und dabei den ursprünglichen Kulturkreis erhalten, für ein breites Publikum. Das schließt und schloss allerdings Manipulationen im künstlerischen und politischen Sinne nicht aus!

Beim Zeitzeugengespräch werden zunächst allgemeine, simple Dinge gefragt. Ist das eine Art Postproduktion? Wie ist der Ablauf einer Synchronarbeit? Was bedeutet „adäquates Übertragen“? Wird das nur auf die Sprache, auf die Mundbewegungen und Gesten abgestimmt? Ist hierbei ein Autor etwas anderes als ein Übersetzer? Gab/gibt es unterschiedliche Schwierigkeiten bei unterschiedlichen Sprachen und Ländern? Wie funktioniert das bei mehrsprachigen Filmen? Gab/gibt es ein Casting für die „Sprecher“? Und wie war das mit Kindern? Wurde vorher geprobt oder gleich aufgenommen? Stammbesetzung, Stammsprecher für bestimmte Original-Stars? Lieblingsschaupieler? Kulturpolitische Vorgaben? Zensur?

Alles in allem mächtig gewaltig, Egon!

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung kostet 9,00 €.

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