Das war doch nochmal ein Volltreffer zum Abschluss: Das Landes-Jugend-Akkordeonorchester Brandenburg spielt vor ausverkauftem Scharwenka-Garten ein Konzert auf hohem Niveau, und das Wetter macht auch bei diesem letzten Freiluft-Konzert des Jahres 2024 dem organisierenden Verein keinen Strich durch die Rechnung. Zudem hat sich das Angebot des Kaffeegartens bereits eine Stunde vor Konzertbeginn – wieder professionell beherrscht von fleißigen Vereinsmitgliedern – inzwischen auch schon zu einer gern in Anspruch genommenen Tradition gemausert.
Auf welchem Level die jungen Leute spielen, lässt sich unter anderem daran ablesen, dass es in ihren Reihen zwei hochkarätige Preisträger gibt, von deren Können sich die Zuhörer bei den Solo-Vorträgen der beiden überzeugen konnten. Zum einen Daniel Grunski, der mit seinem einfühlsamen Spiel auf dem Bajan – der russischen bzw. osteuropäischen Variante des Akkordeons – offenbar die Herzen der Zuhörer erreichte, sie zum Träumen verleitete und dafür großen Beifall erhielt. Dirigent Volker Gerlich informierte darüber, dass der junge Mann in einem Deutschland-weiten Wettbewerb in der Profikategorie den 3. Platz erreichte und ein internationales Musikstudium aufnehmen werde. Das zweite Solo bestritt Ingmar Rosenthal, der im übrigen auch eloquent durch das Programm des Orchesters führte. „Obwohl es im Osten Deutschlands nicht mehr so viele Akkordeonsolisten gibt, erreichte Ingmar im gesamtdeutschen Wettbewerb der Profiklasse den 1. Platz“, ließ Gerlich die Gäste wissen, die dann Peter Tschaikowskis „Russkaja Serdse“ von dem Solisten hörten, der anschließend ebenfalls kräftigen Beifall für seinen hingebungsvolles Vortrag einheimste.
Aber auch das Zusammenspiel der jungen Leute insgesamt auf ihren Knopf-, Tasten- und Bass-Akkordeons belohnte sie immer wieder mit Beifall und Bravo-Rufen. Projektleiterin Jessica Dienel, die schon in der Grundschule auf dem Akkordeon zu spielen begann, auf die Frage, was sie an diesem Instrument begeistere: „Es ist seine Klangvielfalt.“ Wie breit diese ist, hatte das Orchester gleich zu Beginn bewiesen, als es den Musikreigen mit dem 4. Satz „Toccata“ aus der Suite „Gothique“ von Léon Boellmann eröffnete. Das Stück wurde für Orgel komponiert. Bearbeitet und vorgetragen vom Orchester, fand man sich gefühlsmäßig tatsächlich in einem Orgelkonzert wieder. In Stimmung versetzten die Akkordeonisten die Zuhörer ebenso mit der italienischen Tarantella „La Danza“ von Rossini, mit Klezmermusik, der Ouvertüre zu Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“ und letztlich mit fröhlich ausklingendem Czardas. Dass sich die Musiker bei den Scharwenka-Gartenkonzerten angesichts des mitgehenden, dankbaren Publikums immer sehr wohlfühlen, wie Dirigent Gerlich zum Schluss unbedingt noch loswerden wollte, lässt wohl den Schluss zu, dass die jungen Leute im nächsten Jahr sicher wieder eingeladen werden. Anfang Oktober aber geht es für sie erst einmal auf Konzertreise nach Garmisch-Partenkirchen.