Musikstudenten? – Kaum zu glauben angesichts ihres Könnens

Matteo Giuliani und Yumin Lee sorgten mit furiosem Spiel für kräftigen Beifall

Mit den wunderbaren Klängen in den Ohren, die zwei junge Künstler dem Bechstein-Flügel im Scharwenka Kulturforum entlockten, konnte den Zuhörern auf ihrem Nachhauseweg der unangenehme kühle November-Niesel bestimmt kaum etwas anhaben. Regelrecht beseelt verließen sicher die meisten das Haus, nachdem sie Matteo Giuliani und Yumin Lee erlebt hatten. Im Rahmen der Saarower Klavierkonzerte gastierten die beiden Studenten der Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin in der Saarower „Musenhütte“ von Xaver Scharwenka. Der einstige Hausherr hätte bestimmt anerkennend in die Hände geklatscht angesichts der ausgesprochen sehr guten Leistungen der Studenten. Ach, was heißt Studenten! Hätte man nicht gewusst, dass die beiden noch ihr künstlerischen Können in der  Klasse von Prof. Brigitta Wollenweber vervollständigen, glaubte man, dass sie nur noch auf dem Weg sind, ihren Ruhm zu vergrößern. Die beiden sind bereits Preisträger der verschiedensten Wettbewerbe, bei denen sie gewiss nicht für durchschnittliches Können geehrt wurden.

Matteo Giuliani, Sohn spanisch-italienischer Eltern und gerade knapp 23 Jahre alt, und sein wie ein Jugendlicher daherkommender Mitstudent Yumin Lee aus Südkorea brillierten mit Stücken von Franz Schubert, Frederic Chopin und Robert Schumann. Tanzten schon bei Matteo Giuliani seine Finger in rasantem Tempo über die Klaviertasten, dass es einem vor Entzücken schwindlig werden konnte, setzte sein Kommilitone noch eins drauf. Als er die Sonate h-moll, op. 58, spielte, hatte man das Gefühl, er lege seine Seele, sein Innerstes ins Klavier und den Zuhörern zu Füßen, die mit heftigem Beifall und Bravo-Rufen sein Können honorierten.

Friedemann Mewes, Mitglied des Scharwenka-Vereins und als einstiger Repetitor der Staatsoper musikalisch prädestiniert, moderierte in seiner hinreißenden, trocken-humorvollen Art das Programm. Sein anschließender Kommentar: „Die beiden präsentierten ein sehr hohes Niveau. An die Musikhochschule ‚Hanns Eisler‘ kommen sie wegen deren guten Rufs und weil sie hier noch besser werden wollen. “

Voraussetzung für meisterhaftes Spiel – die richtige Höhe des Klavierhockers
Einfühlsames Spiel von Matteo Giuliani
Qualitätssiegel: Saarower Klavierkonzerte
Freuten sich über den begeisterten Beifall der Zuhörer: Yumin Lee (l.) und Matteo Giuliani
Friedemann Mewes‘ Humor: „Der Beutel ist nur für Leute, die richtig Klavier spielen können. Ich muss den auch gleich wieder abgeben.“ Dabei wissen alle, dass er ebenfalls ein sehr guter Klavierspieler ist.
Im blitzblanken Bechstein-Flügel – Schmuckstück im Scharwenka-Haus – spiegeln sich die geübten Finger von Matteo Giuliani
Yumin Lee scheint die Musik zu leben, die er vorträgt
Bescheiden im Auftreten und bereits ein Könner seines Metiers
Matteo Giuliani eroberte die Herzen der Zuhörer
Die ehrenamtliche Leiterin des Scharwenka-Hauses Gerlinde Stobrawa stellte neben den schon erhältlichen Lavendel-Säckchen – von Vereinsmitgliedern im Garten des Hauses geerntet, getrocknet und in selbst genähte Säckchen abgefüllt – ein neues Souvenir vor: Quitten-Bratapfel-Aufstrich von den auch im Garten geernteten Bäumen und mit Hilfe des Esplanade-Hotels verarbeitet und in Gläser abgefüllt. Jedes Stück für 4,50 Euro zu kaufen, die für den Erhalt des Hauses genutzt werden.

Unter den begeisterten Besuchern auch Manfred Höhne aus Bad Saarow, der von der ausgezeichneten Qualität des Vortrages der beiden jungen Klaviersolisten außerordentlich beeindruckt war. Aus Panketal bei Bernau war Ines Pagel mit ihrem Freund – er aus Stralsund – gekommen: „Es ist unglaublich, was bei diesen Klavierkonzerten hier für ein Niveau gezeigt wird. Was die ehrenamtlichen Mitglieder des Scharwenka-Vereins für das kulturelle Leben in Bad Saarow und in der Region leisten, ist nicht hoch genug anzuerkennen. Es wäre schön, wenn noch mehr junge Leute unter den Besuchern wären, wenn sich Eltern, Lehrer engagieren würden, um ihnen dieses Kleinod nahezubringen, damit das Haus auch in vielen Jahren noch so ein kultureller Leuchtturm ist.“