Blues-Nachmittag auf Sächsisch

Thomas Stelzer erzählte, sang und spielte voller Leidenschaft "Zur Kaffeezeit"
Thomas Stelzer trug sich ins Gästebuch ein und gab Autogramme, hier mit Bärbel Möckel, die sich sein Buch gekauft hat.

Im Sommer vergangenen Jahres zog er mit seiner Band im Scharwenka-Garten das Publikum in seinen Bann, nun kam er allein, um über sein neues Buch zu sprechen und etwas Fröhlichkeit in den grauen Dezembertag zu bringen: Thomas Stelzer, der leidenschaftliche Bluespianist aus Dresden, der Sänger, Texter, Komponist, Gitarrist, Arrangeur und Bandleader. Unter Insidern ist Stelzer eine ostdeutsche Legende. Das weiß auch Ulf Muschlin, der Saarower, der eine Zeit in Dresden gewohnt hat: „Wenn Stelzer spielte, mussten wir hin“, erinnert er sich im gut besuchten Scharwenka Haus. Stelzer las nicht aus seinem Buch „…viel erlebt“, er erzählte seine Geschichten sehr lebendig und im freundlichen „sächssch“. Seine Erlebnisse untermalte er musikalisch, indem er virtuos und variantenreich in die Tasten des Bechstein-Klaviers haute, seine Gitarre schrubbelte und mit seiner rauchigen Stimme den ganzen Raum erfüllte.

Dr. Kerstin Winkler und ihr Mann Dr. Lutz Blunk (r.) sind große Fans des Dresdner Bluesmusikers

Aufgewachsen in einer musikalischen Familie entdeckte der kleine Thomas seine Talente beim Klimpern am Klavier von Großmutter Auguste – bis er ein eigenes geschenkt bekam, das mühsam in die Neubauwohnung seiner Eltern verfrachtet werden musste. Er trat in der Schülerband auf, sang für die Hausgemeinschaft und begeisterte sich zunehmend für die Vielfalt der Südstaatenmusik. Da es in der DDR keine Texte gab und sein Englisch auch nicht so toll war, habe er das Gehörte „nachgenuschelt“. Doch offenbar waren die amerikanischen Gäste, die er Ende der 1980er Jahre durch Dresden begleiten musste, so angetan, dass sie ihn und seine „liebe Frau Kati“ kurz nach dem Mauerfall 1990 nach Chicago einluden, wo er sich durch alle Plattenläden gewühlt hat. Stelzer fand seine Vorbilder aber nicht nur bei den englischsprachigen Stars wie Bob Dylan, Joan Baez oder Elton John, sondern auch in Stefan Diestelmann (1949-2007) und in dem vielseitigen Berliner Reinhard Lakomy (1946-2013), dessen Lieder dem Publikum sehr bekannt waren. Und nicht nur bei „Heute bin ich allein …“ summten und wippten alle mit. Mit Lakomy verbindet Stelzer auch der gemeinsame Geburtstag am
19. Januar, dann wird der Dresdner 59 Jahre alt. Mit dem weltbekannten Klassiker „Oh, Champs Élysées“ verabschiedete sich der Mann in Schwarz mit dem weißen Hut (von seiner Frau gebastelt) stimmungsvoll von einem dankbaren Publikum „Zur Kaffeezeit“.

Dass die Buchvorstellung mit Musik möglich wurde, ist vor allem der Bad Saarower Arztpraxis von Lutz Blunk und Kerstin Winkler zu verdanken, die als Sponsoren das Schwarwenka Kulturforum unterstützen. „Vor 30 Jahren habe ich Thomas Stelzer bei einem Urlaub auf dem Darß in einer urigen, kleinen Kneipe kennengelernt. Seitdem haben wir uns nicht mehr aus den Augen verloren“, erzählt Dr. Blunk nach dem Konzert, zu dem auch seine Frau und die beiden Söhne, die ebenfalls Klavier spielen, gekommen waren.

Ein großes Dankeschön gab es zum Schluss von Vereinsmitglied Helmut Lilge – für den wunderbaren Thomas Stelzer und die großzügigen Sponsoren.

Helmut Lilge vom Scharwenka-Verein dankt dem leidenschaftlichen Musiker