Stimmungsvolles Singen mit den Catharinen

Kirsten Dölves-Jonas erzählt die Geschichte der "Weihnachtsgans Auguste" neu
Die Catharinen erfreuen die Herzen der Besucher im Scharwenkahaus

Schöner kann ein Auftakt in die Adventszeit kaum sein – in gemütlicher Runde ist im Scharwenkahaus am Sonnabend (2.12.) gemeinsam gesungen worden. Nachdem Kaffee und Stolle gemundet hatten, machten die Catherinen mit dem allseits bekannten Lied „Fröhliche Weihnacht überall“ den Auftakt. Der reine Frauenchor (fast alle Sängerinnen sind im reifen Alter) wird geleitet von einem jungen Mann: Marvin Weigert. Der 27-Jährige hat seine Wurzeln in der Region, ist staatlich geprüfter Chor- und Ensembleleiter und studiert in Cottbus Instrumental- und Gesangspädagogik. Die Sängerinnen sind sehr froh, einen solch prädestinierten Chorleiter zu haben. „Die Chemie zwischen uns hat schnell gestimmt“, sagt auch  Marvin Weigert.

Marvin Weigert, der 27-jährige Chorleiter, begleitet auf dem Bechstein-Klavier

Nachdem der Chor fünf Lieder gesungen und mit „Oh, du fröhliche“ endete, las Kirsten Dölves-Jonas eine von ihr selbst geschriebene Geschichte vor – die Weihnachtgans Auguste mal anders. Mit viel Applaus und „Wunderbar“ wurde das Chormitglied belohnt. Damit auch die, die nicht zum Adventssingen gekommen waren, sie lesen können, haben wir sie nachfolgend mit Erlaubnis der Autorin abgedruckt und wünschen „Viel Vergnügen!“

Temperamentvoll lädt der Chorleiter alle ein, mitzusingen

Dann waren alle Gäste eingeladen mitzusingen. Damit es auch klappt, hatten die Catherinen ein Heftchen mit Texten verteilt. „Guten Abend schön Abend“, „Alle Jahre wieder, „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ und andere bekannte Lieder erklangen. Nachdem Sängerin Elke Wilken ein Gedicht vorgetragen hatte, kamen die Catherinen wieder zum Einsatz, teilweise an der Gitarre begleitet von Rita Prokof. Ganz zum Schluss sangen sie Adeste Fideles – auf lateinisch. Adeste Fideles ist seit 200 Jahren überliefert, wird in aller Welt gesungen, die deutsche Version heißt „Herbei, oh  ihr Gläubigen“.

Spontan bedankt sich die Besucherin Marlis Frahn (r.) bei den Catharinen

Der Chor mit seinem Leiter wurde nicht nur mit viel Applaus gefeiert, Marlis Frahn, eine 79-jährige Besucherin, ging spontan nach vorn und bedankte sich bei den Catharinen für die emotionale Einstimmung auf Weihnachten. Da hatte Ilona Genschmar, stellvertretende Vorsitzende des Scharwenka-Vereins, an Lobesworten gar nicht mehr viel zusagen. Sie überreichte dem Chorleiter eine große Tüte Kaffee „für die Proben“. Die finden im übrigens immer am 2. Donnerstag im Monat um 19.15 Uhr in der Feuerwehr in Neu Golm statt. Interessenten können sich gern melden.

 

Kaffee für die Chorproben – im Namen des Scharwenkahauses bedankt sich Ilona Genschmar für den tollen Auftritt

Nach dem Konzert waren alle nach draußen eingeladen, um an der Feuerschale einen (oder auch zwei) Glühwein zu trinken. Dabei erzählte Dr. Angelika Otto (sie ist ebenfalls bei den Catharinen), dass man sehr lange gesund bleibt, wenn man vor Weihnachten zwölf Sorten Stolle isst. „Das hat meine Großmutter immer behauptet. Und sie ist 97 Jahre alt geworden.“

Und hier folgt die Weihnachtsgeschichte von Kirsten Dölves-Jonas

„Die Weihnachtsgans Auguste“  –
oder die Zeiten haben sich verändert

Es geschah vor über 60 Jahren, Weihnachten war für mich wunderbar.
In einem einsamen Haus auf dem Berg, weiß verschneit, nahte die
Weihnachtszeit.
Wie alle Märchen, beginnt auch dieses mit: Es war einmal…
Die Großmutter war in der Küche und backte Kekse und große Stollen.
Die Kinder saßen auf der Fußbank und lauschten ihren spannenden
Geschichten.
Es roch so lecker und verführerisch nach den vielen tollen Sachen,
auf die wir das ganze Jahr warteten.
Heimlich naschten wir vom frischen Teig, den Äpfeln und Rosinen.
Wer erwischt wurde, bekam einen Klaps und wurde 
aus der Küche gejagt.
Kurz vor Heiligabend musste auch noch die Gans geschlachtet werden.
Das ganze Jahr wurde sie gefüttert und behütet. Nicht selten passierte
es wie in einem Kinderlied: „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“. Die Gans war weg. Nichtsdestotrotz konnte das Gänschen seinem Schicksal nicht entfliehen
und landete am ersten Weihnachtsfeiertag im Topf, gebräunt und in
schöner Sauce ließen sich die Gäste den Braten schmecken und keiner
philosophierte darüber, ob es gut oder schlecht war.
Es war halt so – in jedem Jahr.
Die Jahre vergingen und siehe da, das Leben der Augustes hatte sich
verändert. Die Romantik auf dem Bauernhof existierte nur noch selten.
Große Batterien mit vielen Tieren waren entstanden.
Die Weihnachtsidylle war geblieben.
Der Tannenbaum leuchtete in hellem Glanz und die Kinder warteten am
Heiligen Abend auf ihre Geschenke.
Nur die Wünsche der Kinder waren etwas anders, wie soll ich sagen
größer – oder? Naja, aus einem Wunsch wurden drei, die von Mama und
Papa, Oma und Opa und Tante und Onkel waren auch dabei.
Und wenn dann noch ein Paket aus dem Westen kam… kaum
vorstellbar!
Doch das Schicksal der Augustes blieb unverändert.
Am ersten Weihnachtstag standen sie gebräunt auf dem Tisch. Alle
aßen mit Genuss. Nur die grüne Tante sagte plötzlich mit Verdruss:
„Sollte es nicht doch eine Bio-Gans Auguste sein?“
Wieder vergingen die Jahre, die Kinder chillten mit ihren Handys in ihren
Zimmern, ausgestattet mit Computer und TV.
Die Wünsche wurden das ganze Jahr erfüllt und reden musste ja auch
keiner mehr. Es gab ja WhatsApp und Netflix, Amazon und Co.
Und dann erinnerten wir uns an Auguste, dass sie nun Bio war und ihr
Schicksal blieb das gleiche wie jedes Jahr.
Sie lag gebräunt auf dem Teller,  jedoch die Familie schrie: „Oh je, das
essen wir nicht! Sie ist aus Fleisch und nicht vegan.“
Auguste lag traurig auf dem Teller. Sie schaute sich um und traute ihren
Augen nicht. Super knusprig gebräunt lag neben ihr Isolde.
„Wer bist du?“, fragte Auguste erstaunt. „Ich bin Isolde, die Laborgans
5.0 und werde aus Stammzellen hergestellt.“
Beide Gänse plauderten über die Weihnachtszeit, über den Lichterglanz,
die schönen Traditionen und über das Leben der Menschen.
Eine traurige und schwierige Zeit brach über die Welt herein.
Ein kleiner runder Virus-Igel mit seinen Stacheln beherrschte unser
Leben.
Wieder war Weihnachten. Die Märkte waren geschlossen und
gesungen wurde nur allein zu Haus. Abermals lagen die Augustes auf
dem Teller, in brauner Sauce mit Klößen, doch allein schmeckte es nicht.
Der Covit- Igel wurde vertrieben und das Leben der Menschen und
Gänse blühte wieder auf.
Die Zeit verging wie im Flug. Auguste und Isolde trafen zwei Gänseriche
oder sagt man Ganter? Egal – und flogen mit ihnen um die Welt. Sie fragten nach Öl und nach
Gas , nach Mikrochips und Arzneimitteln und kehrten nicht immer
erfolgreich nach Hause zurück.
Das Jahr geht langsam zu Ende.
Jung und Alt freuen sich auf die Weihnachtszeit, keine negativen
Nachrichten, keinen Stress für erholsame, freie Tage mit der Familie und
Freunden.
Auf der weiß verschneiten Straße flackert die rot-gelb-grüne Ampel und
hat wenig Licht.
In den Stuben liegen die unterschiedlichen Gänse auf den Tellern in
brauner Soße und allerlei leckeren Beilagen, wie in jedem Jahr.
Auguste und Isolde gehen gemeinsam auf eine neue weite Reise.
Im Flug treffen sich ihre Blicke. Sie schauen sich mit großen Augen an.
„In welche Richtung werden wir fliegen?“, möchte Auguste wissen.
Isolde dreht langsam ihren Kopf und antwortet ihrer Freundin mit
kräftiger Stimme:
„Unser Ziel ist überall auf der ganzen Welt. Der Weg dorthin soll friedlich
sein.“
Mit kräftigem Flügelschlag fliegen sie auf und davon.
Eine gesegnete, gesunde und friedliche Weihnachtszeit für alle
Menschen auf der Welt!