Geben Sie nie ihre PIN heraus!

Thomas Krause von der Polizei mit vielen guten Tipps gegen Geldkarten-Betrug
Volles Haus – das Thema Kriminalität interessierte

Über 50 interessierte Männer und Frauen – darunter eine große Gruppe aus Reichenwalde – waren „Zur Kaffeezeit“ gekommen, denn ein spannendes Thema wartete auf sie: Betrug rund ums digitale Geld. Gleich am Anfang der Veranstaltung mit Thomas Krause von der Abteilung Prävention der Polizeiinspektion Oder-Spree/Frankfurt (Oder) gab es ein anschauliches Beispiel dafür, wie geschickt Betrüger ehrliche Bürger übers Ohr hauen:

Eine alte Dame steht vor dem Bankautomat, möchte Geld abheben und gibt ihre PIN ein. Die 81-Jährige ist dabei so konzentriert, dass sie nicht bemerkt, dass sie dabei beobachtet wird. Rechts hinter ihr steht in einem kleinen Abstand eine Frau, links ein Mann. Beide mit Corona-Masken, ihre Blicke fixiert auf die Tatstatur, auf der die Bankkundin ihre PIN eingibt. Sie steckt die 500 Euro, die sie abgehoben hat, in ihre Handtasche. Draußen verwickelt die Frau die alte Dame in ein Gespräch, während der Mann unbemerkt in ihre Handtasche greift und das Portmonee mit der Geldkarte herauszieht. „Innerhalb von drei Tagen hat das Betrügerpaar rund 8000 Euro von dem Konto der Rentnerin abgehoben“, berichtet Thomas Krause.

Die Polizei konnte den geschilderten Vorgang rekonstruieren, weil eine Kamera am Bankautomaten die Späher aufgenommen hatte. „Das Ausspähen der PIN und der folgende Diebstahl sind hochgefährlich. Denn unberechtigte Abhebungen resultieren meistens aus einem Taschendiebstahl“, mahnt Krause zur Umsicht. Sehr wichtig sei, die Eingabe der PIN mit der Hand vor fremdem Blicken zu schützen. „Sie können umstehende Personen auch auffordern, zurückzutreten“, rät der Polizist den Besuchern der Aufklärungsveranstaltung im Scharwenka Kulturforum in Bad Saarow. Meistens seien Diebe zu zweit unterwegs. Krause spricht von „Blockern“ und „Ziehern“. Die ersteren lenken und blocken ab, zum Beispiel beim Aus- und Einsteigen, um ihrem Komplizen Zeit zu verschaffen, das Portmonee aus der Tasche ziehen zu können. „Auch wenn es nicht so schön aussieht, sollten sie ihre Handtasche mit dem Verschluss zur Körperseite tragen“, rät er. Geld und Papiere seien sowieso am sichersten in Innentaschen oder unter der Kleidung.

Ilona Genschmar, Vize-Vorsitzende des Scharwenka Kulturvereins, mit Thomas Krause von der Polizei

Wer irgendwelche ungewohnten Veränderungen am Geldautomaten feststelle, müsste damit rechnen, dass hier jemand manipuliert habe, um Kartendaten zu entlocken. Wenn Täter in den Besitz von Karten kämen, könnten sie Kartendubletten (sogenanntes Skimming) herstellen, mit denen sie im Ausland in Kombination mit der PIN Geld vom Konto der Opfer abheben. Dabei seien sie sehr kreativ:  So würden vor der Karteneinschubleiste ein eigens hergestelltes Kartenlesegerät oder sogar eine vollständige Frontplatte installiert, um Magnetstreifendaten auszulesen und zu speichern. Die Eingabe der PIN werde mit einer Minikamera gefilmt.

Thomas Krause im Beratungsgespräch mit Wolfgang Timm, einem Besucher (r.)

Es sei auch schon vorgekommen, dass Betrüger die Geldausgabe blockiert hätten, ein Fall des sogenannten „Cash-Trapping“: Der Automat rattert wie gewohnt, aber es kommt aber kein Geld raus. Der Bankkunde ist irritiert und lässt sich von hilfsbereiten Fremden weglocken, die dann das Geld abholen.

Thomas Krause warnt auch vor den Risiken des Online-Bankings, das mit dem Schließen von Bankfilialen immer häufiger genutzt werde. „Wichtig ist, dass sie nur mit eigenen Endgeräten wie PC, Tablet oder Smartphone arbeiten, um sich vor Schadsoftware zu schützen. Ein Sicherheitsrisiko seien auch veraltete Betriebssysteme und zu simple Passwörter.“ Sie sollten mindestes acht Zeichen haben.

Um an Daten zu kommen, versuchen es Täter auch immer wieder mit Pishing-Mails, die dazu auffordern, Links zu folgen und zur Eingabe von scheinbar gelöschten Benutzerdaten. „Manche Menschen werden regelrecht bombardiert mit solchen Nachrichten, um auf falsche Webseiten zu locken und Daten preiszugeben“, so Krause. Geben Sie nie ihre PIN oder TAN heraus, echte Bankmitarbeiter, Polizisten, Amtspersonen oder seriöse Unternehmen würden niemals danach fragen. Schon gar nicht am Telefon.

„Wir haben zwar keinen rasanten Anstieg bei Zahlungskartenbetrug zu verzeichnen, aber permanent werden solche Fälle angezeigt“, sagt Krause. Deshalb könne man nicht aufhören zu warnen.

Sollten dennoch Betrüger zum Zuge gekommen sein, dann müsse die Karte sofort gesperrt werden. Ratsam sei es deshalb, folgende Nummern bei sich zu haben: