Die Olsen-Bande zieht noch immer. Und wenn es nur zwei der tollpatschigen Möchtegern-Ganoven sind, denen man begegnen kann, macht das nichts. Und wenn die beiden im wahren Leben auch noch Schauspieler sind, wie das Frankfurter Urgestein Diether Jäger, und der andere ein richtiger Kriminaltechniker, Wolfgang Raeke, inzwischen a. D., sind Spaß, Unterhaltung und ein bisschen Eintauchen in den kriminalistischen Alltag garantiert. Launig moderiert wurde die Veranstaltung von Ruth Buder, Mitglied des Scharwenka-Vereinsvorstandes.
Aber bevor es kriminell wurde, konnte sich Vereinsvorsitzende Vera Jaspers eines besonders angenehmen Auftrages entledigen. An diesem Abend wurde in dem Haus, das sich seit über zehn Jahren nur durch die engagierte Arbeit von Ehrenamtlern zu einer attraktiven kulturellen Einrichtung in Bad Saarow entwickelte, der 40 000 Besucher begrüßt. Es ist eine Besucherin, Olga Keil, die mit Mann Stephan und Töchterchen Samara extra aus Luckau gekommen war, da die Drei Fans der Olsen-Bande-Filme sind. Überrascht und erfreut nahm Olga Keil einen großen Blumenstrauß entgegen.

Diether Jäger, der manchen noch aus Filmen wie „Der lange Weg zur Schule“, „Ein Schneemann für Afrika“., „Für die Liebe noch zu mager“ und als Ensemble-Mitglied des Frankfurter Kleist-Theaters bis zu seiner Schließung sowie dem Kabarett „Die Oderhähne“ bekannt ist, bringt schon äußerlich viel für die Gestalt des Egon Olsen mit – an diesem Abend aber lieh er seine Stimme vor allem den Geschichten, die Wolfgang Raeke aus seiner 40-jährigen Dienstzeit als Kriminaltechniker aufgeschrieben hat. Den Anfang machte er jedoch mit einer Story unter dem Titel „Amok-Oma“, die aus der Feder von Uwe Madel stammt, vielen auch bekannt aus dem rbb mit seiner Reihe „Täter-Opfer-Polizei“, über den Einfallsreichtum einer hochbetagten Dame bei ihren Klau-Zügen in Supermärkten. Schmunzeln mussten die Besucher auch bei der Beschreibung eines Mannes, der sich bei der Überprüfung eines zwielichtigen Etablissement als Polizist ausgab und ein Auge zudrücken wollte, sollten sich die Damen durch Sachleistungen erkenntlich zeigen. Oberpeinlich für besagten Herrn, dass ihm die wahren Polizisten auf die Schliche kamen und ihn in flagranti stellten. So hatte das schöne Vorspiel für ihn doch noch ein unangenehmes Nachspiel. Auch der angeblich im Kofferraum eines Autos entführte junge Mann, der über Tage von seinen „Entführern“ darin festgehalten und immer wieder zum Abheben größerer Geldbeträge gezwungen wurde, musste durch kriminalistische Kleinarbeit eingestehen, dass alles erfunden war und er das Konto seiner Eltern geplündert hatte.


Wolfgang Raeke, den seine Kollegen den Fallensteller nannten, gelang es mehrfach, Täter durch intelligent versteckte Mini-Kameras zu überführen. Manchmal taten diese es aber auch selbst durch ihre eigene Doofheit. So in der Geschichte „Die dümmsten Einbrecher von Frankfurt(Oder)“. Gleich nach der Wende fanden Mitarbeiter einer Firma alle ihre Büros verwüstet vor. Dort hatte der Kriminaltechniker ein leichtes Spiel. Denn die Einbrecher fanden bei ihrer Tat eine von ihnen bis dato noch nie gesehene Polaroid-Kamera und hatten sich selbst fotografiert. Da die Kamera nur ein weißes Stück Papier ausspuckte, warfen sie es achtlos weg. Sie standen dann schneller vor dem Kadi, als sie dachten. Einen Namen machte sich Raeke auch damit, dass er nach Beschreibungen von Zeugen Täterbilder zeichnen konnte, etwa 100 in seiner Dienstzeit. Damit gelang es sogar, den Fall eines unbekannten Mannes aufzuklären, der offenbar eines natürlichen Todes gestorben, aber schon beerdigt worden war. Ein Kollege, der bei der Auffindung des Toten dabei war, konnte ihn gut beschreiben und Raeke gut zeichnen. So gut, dass sich nach der Veröffentlichung in der Zeitung eine Frau meldete und ihren geschiedenen Mann erkannte. So konnte wieder ein Fall zu den Akten gelegt werden.

Über die heutigen Möglichkeiten der DNA-Analyse können Täter zumeist eindeutig überführt werden – wie der Einbrecher, der einen Panzerschrank mit einer Flex öffnete, was ihn körperlich sehr anstrengte. Ein Schweißtropfen im Staub überführte ihn. Und abschließend ein sehr kurioser Fall, in dem einen Einbrecher bei seiner Tat ein menschliches Bedürfnis überkam. Lachen mussten die Zuhörer, als Wolfgang Raeke erklärte: „Ja, es gibt ihn wirklich, den so genannten Angstschiss“. In einem Laden in Dresdens Prager Straße hatte ein Täter einen solchen im Kellergang hinterlassen. Eine der Verkäuferinnen erklärte danach in breitestem Sächsisch: „Mir ham de Scheiße sogoar gesischert!“ Mehr DNA geht nicht.

Vereinsmitglied Sylvia Hauer überreichte den beiden Gästen – passend zum Thema des Abends – je ein Fläschchen „Moorleiche“.