Das gab es noch nie bei einer Veranstaltung, die der Scharwenka-Verein organisiert hat: Das Haus proppenvoll, übervoll sogar, so dass einige Besucher sogar abgewiesen werden mussten. Dann die Entscheidung: Wir fangen eine halbe Stunde früher an, es passt kein Besucher mehr hinein, der Kuchen ist ausverkauft – und die beiden Musiker sind auch bereit.
Zugegeben, das unbeständige Wetter sorgte dafür, dass das Kurkonzert aus dem Garten ins Haus verlegt werden musste. Aber auch das Außenterrain wäre bei diesem Andrang gut gefüllt gewesen.
Jan Preuß, der Sänger des Duos und der das in der Überschrift formulierte Motto verkündete, und Steffen Rose, der Virtuose an Keyboard und Akkordeon, boten dann drinnen ein Programm voller Abwechslung, aber immer dem einen Thema treu: der Liebe, bewiesen mit solchen romantischen Liedzeilen wie „Du gibst meinem Himmel die Sterne, du gibst meinen Segeln den Wind“. Sänger Jan Preuß präsentierte die Melodien auf Deutsch und – wie er erklärte – seit einiger Zeit auch auf Italienisch. Dass er inzwischen so gut in der fremden Sprache singen kann, daran ist seine Tochter schuld: „Sie heiratete in diesem Jahr – in Italien, einen Italiener, in Neapel.“ Und da er ihr immer versprochen hatte, bei ihrer Hochzeit ein Lied für sie zu singen, war er nun in der Pflicht. Die Hochzeitsgesellschaft auf der Seite des Bräutigams, so groß, wie etwa im übervollen Scharwenka-Haus beisammen war, „da musste ich auf jeden Fall auf Italienisch singen und erst einmal richtig üben.“
Von Preuß’ Gesangsidol Rio Reiser gab es dessen dazu passenden Titel „Für immer und Dich“ glücklicherweise auch in einer italienischen Version. So erklang „Per sempre e te“ nicht nur bei der Hochzeit seiner Tochter, sondern auch beim Bad Saarower Kurkonzert. Jan Preuß sang nicht nur diesen, sondern auch alle anderen Titel wie zum Beispiel von Leonhard Cohen. „So long, Marianne“ (Mach’s gut, Marianne) mit viel Gefühl und ließ die Zuhörer auch an den Geschichten hinter den Melodien teilhaben. Marianne zum Beispiel lernte Cohen auf der kleinen griechischen Insel Hydra kennen. Sie wurden ein Liebespaar und blieben auch später, als sie das nicht mehr waren, bis ans Lebensende freundschaftlich verbunden. Preuß bot die Lieder so leidenschaftlich, dass sie vom Publikum mit viel Beifall und Bravorufen quittiert wurden. Das galt auch dem zweiten Mann im Duo, Steffen Rose. An Keyboard und einem unglaublich gut klingenden Akkordeon begleitete er Preuß’ Auftritt auf den Punkt, ließ auch seine Improvisationsfreude durchblicken und gab dem ganzen Abend eine beschwingt-heitere, an der passen Stelle auch melancholische musikalische Note. Wer Steffen Rose „nur“ als Augenarzt in Bad Saarow kennt, den beeindruckte sein virtuoses Spiel auf den Instrumenten. Er verriet, dass er – bevor er sich seiner zweiten Leidenschaft Medizin widmete – eine langjährige Ausbildung als Violinist erfuhr und sich auf dem musikalischen Gebiet an den weiteren Instrumenten stets weiterbildete. Sein Spiel jedenfalls setzte den Gesang seines Partners ins rechte Licht. In der beschwingten Stimmung, die beide erzeugten, ließ sich das Publikum auch nicht lange bitten mitzusingen. Ob bei den „Caprifischern“ oder „Junimond“ von Rio Reiser hatte Jan Preuß beim Refrain einen Chor hinter sich. So wagte er es dann auch von seiner anderen großen Liebe zu einem Fußballverein zu sprechen – den FC Union Berlin, der zufällig während der Veranstaltung gegen den VfB Stuttgart spielte, sogar 2:0 führte – und stimmte auch die Vereinshymne an. Sein Partner Steffen Rose meinte vorher zwar, das ginge an diesem Veranstaltungsort nicht. Aber als Preuß merkte, dass unter den Zuhörern auch Union-Fans waren, gelang auch dieses Experiment, und es wurde mitgesungen.
Auch an diesem Nachmittag waren zahlreiche Besucher aus der Umgebung gekommen, unter ihnen Heidemarie Schulz aus Frankfurt (Oder). Sie war bei einer Freundin in Bad Saarow zu Gast. „Das Scharwenka Haus ist so angenehm. Ich war schon öfter hier. Und die beiden Künstler heute, einfach ganz toll“, so ihr Kommentar.
Die große Zustimmung, die die beiden Künstler für ihr anderthalbstündiges Programm auf der Bühne erfuhren, kann man getrost als Indiz dafür nehmen, dass sie im Scharwenka Kulturforum zu „Wiederholungstätern“ werden.







