

Wer die grandiosen Fotos von Hans Neumann sieht, die er während seiner Fahrradtour durch Kanada gemacht hat, möchte danach am liebsten auf Reisen gehen und sich diese herrliche Landschaft in British Columbia selbst ansehen. 70 Jahre war der Berliner damals, als er zu der anstrengenden Fahrradtour mit 40 Kilo Gepäck von Vancouver bis zum Abzweig nach Alaska aufbrach. Davon erzählte der heute 78-Jährige während einer „Kaffeezeit“ im Scharwenka Kulturforum. Er zeigte seine herrlichen Fotos (immer hat er drei Kameras dabei) und spickte seine spannenden Erzählungen über das Erlebte mit netten Anekdoten. Weil er allein unterwegs war und mit allen Widrigkeiten – es war oft kalt und regnerisch- zurechtkommen musste, genoss er die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen. Sie luden ihn zum Essen und zum Übernachten ein, wo er seine Sachen waschen bzw. trocknen und wo er sein Fahrrad reparieren konnte und auch wertvolle Reisetipps bekam. In der Regel schlief Hans Neumann in einem kleinen Zelt oder in einfachen Wanderhütten, die stets offen sind und wo es nichts kostete. „Ich hatte eine Deutschland-Fahne am Rad, das hat sich oft bezahlt gemacht“, erzählte der Weltenbummler, dass er über dieses Symbol schnell mit den Menschen ins Gespräch gekommen war. „Die meisten staunten, dass er ganz allein mit dem Fahrrad unterwegs war. Auf zig Fotos hat er seine Begegnungen mit den Bären festgehalten – mal weiter entfernt, mal näher dran.


Dabei gelangen ihm außerordentliche Schnappschüsse, weil er die Tiere als leiser Radfahrer nicht verscheuchte, denn bei lauten Motorgeräuschen nehmen sie Reißaus. „Bären tun nichts, wenn man sie in Ruhe lässt“, so seine Erfahrung. Dennoch hatte er großen Respekt vor den Wildtieren und nahm deshalb gern einmal die Einladung eines Försters an, lieber in dessen Campingwagen zu übernachten, weil die Region zu gefährlich sei. Wenn Hans Neumann im Zelt nächtigte, wusste er, dass seine Lebensmittel und Hygienesachen in einer Stahlbox oder in einem „Bärenbeutel“ gut verstaut und am Baum hochgezogen werden mussten. Aber nicht nur Bären hat er gesehen, auch Elche, Adler, Karibus, Schafe … „36 Tierarten sind mir begegnet. Extra für diese Reise hatte ich mir ein starkes Teleobjektiv gekauft“, berichtet Neumann. Er fotografierte die beeindruckende Skyline von Vancouver, tosende Wasserfälle, riesige Regenbögen, die typisch gelben Schulbusse, „Groceries“, die seltenen Lebensmittelläden, Ortschaften ohne Straßen, den Rocky-Mountains-Luxus-Touristenzug, die Kilometer langen Güterzüge und holzbeladene Monstertrucks, aber auch von Borkenkäfern zerstörte braune Baumlandschaften. Ins Visier nahm er am Straßenrand Schilder wie diese: „Danger – bear in area“ oder „Unterlassen sie das Füttern von Bären“ – extra für die deutschen Touristen. Hans Neumann hat aber auch einen Blick für die romantischen Kleinigkeiten wie den Morgentau im Spinnennetz oder das Blümchen auf der saftigen Wiese vor einem gigantischen Himmel.

Beeindruckt von dem gut besuchten Vortrag war auch ein Elternpaar aus Bayreuth. Janos und Heidi Dehler haben mit ihrem sieben Wochen alten Sohn Hauke ein paar Tage Bad Saarow besucht und sind dabei auf die Ankündigung der Veranstaltung im Scharwenkakaus gestoßen. „Wir wollen im nächsten Jahr nämlich nach Kanada. So können wir uns schon mal ein wenig einstimmen“, sagte sie. Ganz bewusst waren auch Dorothee und Stefan Koch (Vorsitzender der Scharwenka-Stiftung) gekommen. Sie wollten Kanada an diesem Tag nah sein, denn dort lebt ihr Sohn Christoph mit seiner Familie. Er hatte an diesem Tag seinen 41. Geburtstag.


Fotos: Vera Jaspers und Ruth Buder

Hans Neumann ist so beliebt, dass er im nächsten Jahr wieder ins Scharwenkahaus eingeladen wird, um eines seiner Reiseziele unterhaltsam vorzustellen. Stoff hat er genug, denn 89 Länder hat der Berliner bereist.