Musikalisches Kabarett im Scharwenka Haus

Ein vergnüglicher und unterhaltsamer Abend mit Christoph Reuter

„Also Bad Saarow ist sehr musikalisch. Das gibt es schriftlich“, hat Christoph Reuter ins Gästebuch des Scharwenka-Kulturforums geschrieben. Der Musikkabarettist aus Berlin muss es wissen, schließlich hat er am Sonntagabend zwei Stunden lang die Musikalität seines Publikums facettenreich geprüft. Und nicht nur das: Er hat den Zuschauern auf heitere Art beigebracht, wie man es schafft, mit immer gleichen vier Akkorden und mittels der „C-Kralle“ (verrenkte Daumen, Mittelfinger und Zeigefinger schlagen auf die Tasten) internationale Hits zu produzieren. Nach Reuters Theorie – und das soll wissenschaftlich bewiesen sein – ist jeder Mensch musikalisch, wenn er zwei Töne unterscheiden und vier Oktaven singen kann. Am Bechstein-Flügel machte er verschiedene Experimente mit den Besuchern, die viel Spaß mit dem Mann auf der Bühne hatten. Sie erkannten die Texte zur Musik, staunten, dass sogar Edvard Grieg die Melodie von „Alle meine Entchen“ kopiert hat und lachten, als Reuter das bekannte deutsche Kinderlied in einer asiatischen („Ente süß-sauer“), arabischen und russischen Version im Balalaika-Klang zu Gehör brachte.

Jeder habe ein „musikalisches Lexikon“, behauptete Reuter. Denn alles, was wir mal schon an Musik und Texten gehört haben, wird gespeichert. „Wir können nichts löschen, auch wenn wir es wollten“, sagte er und schlug einige Töne von Songs an, die er lieber aus seinem Gedächtnis gestrichen hätte. Lieder, mit denen man nach Bier ruft, sind offenbar nicht nach seinem Geschmack. Welche Musik wir lieben, entscheidet sich im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, wusste der Spezialist am Klavier. „In dieser Zeit entscheidet sich unser Musikgeschmack, der Soundtreck unseres Lebens.“ Christoph Reuter ist sich sicher: Die Polonaise hat ausgedient, der Rollator-Rave ist im Kommen. Wer mit 18 Jahren Heavy Metal-Fan war, bleibt es auch mit 80 und zwei künstlichen Hüftgelenken.

„Das war ein wirklich schöner Abend“, kommentierte der eine oder andere beim Hinausgehen. Auch für Christoph Reuter – als Künstler ebenfalls coronageplagt – war es „ein Fest“. Nachzulesen im Gästebuch.