Rilke-Abend mit Schauspielerin Barbara Schnitzler

Lesung aus Lyrik und Prosa des großen Dichters / Michael Abramovicz begleitet am Bechstein-Flügel

Große Künstler „in Wohnzimmeratmosphäre“ zu präsentieren, das gelingt auch hin und wieder dem ehrenamtlich geführten Scharwenka Kulturforum. „Das funktioniert nur, wenn sie uns mit ihren Gagen, die sie in namhaften großen Häusern erhalten würden, entgegenkommen“, bemerkte dankend Vereinsvorsitzender Reinhard Kiesewetter zur Einstimmung der zahlreich erschienenen Gäste am Sonntagabend. Und so wurden schon zur Begrüßung die aus Theater und Film bekannte Schauspielerin Barbara Schnitzler und der Pianist Michael Abramowicz mit viel Applaus herzlich begrüßt. Danach hätte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören können – so still wurde es im Saal. Barbara Schnitzler hatte an einem kleinen, beleuchteten Tisch Platz auf der Bühne genommen und las Rilke.

„Rainer Maria Rilke – allein der Name ist schon ein Gedicht“, rezitierte Barbara Schnitzler aus dem Briefwechsel mit einer russischen Lyrikerin. Im Laufe des Abends erfahren die Gäste, dass der vielgereiste Dichter (1875-1926) ein großer Briefeschreiber gewesen ist. Allein seiner Mutter, zu der er eine „schreckliche symbiotische Beziehung hatte“, hat er über 1100 Briefe geschrieben. Da die Mutter wohl nie richtig über den Tod der erstgeborenen Tochter hinweggekommen ist, musste der danach geborene in ihre Rolle schlüpfen. Der blond gelockte Jüngling trug Kleider und reiste mit einem Koffer voller Spitzen und Bordüren zur Kadettenschule an. „Wenn man das weiß, versteht man sein Werk besser“, kommentierte die Schauspielerin. Mit großer Ausstrahlung las sie – nur unterbrochen vom Klavierspiel ihres Partners – aus Briefen, Gedichten, Erzählungen und aus dem Roman Malte Laurids Brigge. Die große Herausforderung kam zu Schluss: Die achte von Rilkes zehn Elegien. Barbara Schnitzler bekannte, dass der Text selbst für gestandene Schauspieler schwer vorzutragen und auch schwer zu verstehen ist.  „Was heißt hier siegen, überstehen ist alles“, hat Barbara Schnitzler ihre einem großen Dichter gewidmete Lesung genannt.

 

Barbara Schnitzler und Michael Abramovicz

 

Großes Dankeschön zum Abschluss: Die Schauspielerin Barbara Schnitzler und der Pianist Michael Abramowicz mit dem Vereinsvorsitzenden Reinhard Kiesewetter (r.)