Dass sich Frauen mehr für ihre Gesundheit als Männer interessieren und auch aktiv etwas dafür tun, ist hinlänglich bekannt, überdies belegen es statistische Zahlen. Die Veranstaltung mit der anerkannten Atemtherapeutin Veronika Langguth im Scharwenka Kulturforum lieferte einen erneuten Beweis: Mehr als 20 Frauen und ein Mann wollten von den Erkenntnissen der Expertin in Sachen Atem und Atmen in der Reihe „Kaffeezeit“ profitieren. Der in ihrem anschaulichen Vortrag oftmals gefallene Begriff vom „erfahrbaren Atem“ geht auf Ilse Middendorf zurück. Veronika Langguth war nicht nur eine gelehrige Schülerin der Grande Dame der Atemtherapie – Middendorf wurde übrigens 99 Jahre alt – , sondern wurde über die Heirat mit dem Sohn ihrer Lehrerin auch mit ihr verwandt.
Middendorf bezeichnete ihre Atemlehre als besagten „Erfahrbaren Atem“. Da jeder Mensch eine eigene Individualität habe, sei auch sein Atem ebenso individuell wie sein Gesicht oder seine Gliedmaßen. „Der Atemrhythmus eine jeden Menschen ist so einmalig wie sein Fingerabdruck“, sagt deshalb Veronika Langguth über eine Tatsache, die einem vielleicht überhaupt nicht bewusst ist. Es gibt Therapien, die den Atem gezielt anwenden, um den Körper zu heilen. Veronika Langguth erläuterte, dass es beim erfahrbaren Atem einen anderen Ansatz gebe. Der Atem soll bewusst erfahren werden, aber ohne dass er vom Willen oder Denken des Menschen gesteuert wird. Sie animierte die Zuhörerschar zum Beispiel, eine ihrer Schultern zu berühren, zu beklopfen, etwas zu drücken, eine Hand in die Achsel zu klemmen und den Atem unbewusst dorthin zu lenken. „Ich lasse meinen Atem kommen, dann lasse ich ihn gehen. Und dann warte ich, bis er wieder von selbst zurückkommt“, sagte sie langsam und mit beruhigender Stimme. Wenngleich sicher nicht jede Besucherin sogleich eine Wirkung zu spüren vermochte, war aber das Bemühen spürbar, den Atem unbewusst an die besagte Stelle zu leiten, wie einige bestätigten.
Worauf Veronika Langguth sehr nachdrücklich hinwies, ist die Entspannung des Körpers über Dehnen und Räkeln. „Das machen wir im Alltag viel zu wenig, es ist aber dringend notwendig. Gucken Sie mal, wie Hunde oder Katzen sich genüsslich ausstrecken. Katzen sind Dauerdehner, denn es tut ihnen gut. Und uns Menschen auch. Morgens, mittags und abends sollten wir es auf jeden Fall tun.“ Und flugs waren alle Besucherinnen dabei, ihre Arme in alle möglichen Richtungen zu strecken.
Wer mehr von Veronika Langguths Kenntnissen, die im übrigen auch als Expertin für Körpersprache oder Stressbewältigung Vorträge hält und Atemheilgesang beherrscht oder Sprechstunden dazu gibt, unter anderem auch in Bad Saarow, kann sich bei ihr oder ihren Büchern – zum Beispiel „Atmen Sie sich gesund“ – schlau machen.