Unter den Gästen beim „Hör mal zu“-Talk waren auch ehemalige Kollegen und Schüler. Kein Wunder, denn auf der Bühne des Scharwenka Kulturforums saßen diesmal zwei Lehrer, die als Direktoren mehr als drei Jahrzehnte an der Spitze der Bad Saarower Maxim-Gorki-Schule gestanden haben: Wolfgang Mertke von 1990 bis 2010 und Jens-Folke Andres von 2010 bis 2022. Jetzt sind beide im Ruhestand. Vieles haben sie gemeinsam: beide leben noch mit ihrer ersten Ehefrau zusammen, haben beide zwei Töchter, beide sind Beamte, beide waren Lehrer für Physik und Mathematik, beide kennen sich seit über 40 Jahren. Im Frage- und-Antwort-Spiel mit Vereinsmitglied Ruth Buder erzählten sie, wie sie zu ihrem Beruf gekommen waren und dass es zu DDR-Zeiten üblich war, Lehrer nach der Ausbildung dorthin zu schicken, wo man sie brauchte – in diesem Fall nach Bad Saarow. Die politische Wende nach 1989, wo alles in Frage gestellt wurde, erlebten sie als „wilde Zeit“, wo vieles möglich gewesen sei, wo Schüler am Runden Tisch mitgeredet haben und auch schon mal eine Raucherecke forderten. Wolfgang Mertke, der vor der Wende bereits stellvertretender Direktor war, stellte die Vertrauensfrage – und wurde Schulleiter. Geschafft hatte es die Schulleitung, in Bad Saarow die Grund- und Oberschule unter der Trägerschaft des Amtes (nicht des Kreises) zusammenzuhalten, was eine Seltenheit in Brandenburg darstellt.
Als Lehrer, die in beiden politischen Systemen gearbeitet haben, lobten sie die solide fachliche Ausbildung der Pädagogen in der DDR und die Entlassung der Schüler mit gutem Grundwissen. Lehrermangel in den heutigen Größenordnungen kannten sie nicht. Nach den Ursachen befragt, sagten beide eindeutig: Planer und Politiker hätten die Entwicklung der Schüler sehen und rechtzeitig die Ausbildung der Lehrer forcieren müssen. Verschärft worden sei die Situation durch die vielen Flüchtlingskinder, auch in Bad Saarow. Aber selbst diese Herausforderung sei mit mehr Kräften zu schaffen. Bildung brauche mehr Geld, davon sind beide überzeugt. „Na klar, alle rufen nach Geld. Aber in der Bildung, der Grundlage für eine gut funktionierenden Gesellschaft, ist es besonders wichtig“, bemerkte Jens-Folke Andres. Auf die Frage eines Zuhörers nach der idealen Klassenstärke fiel die Antwort nicht ganz eindeutig aus. Jens-Folke Andres hält Klassen mit 15 bis 20 Schülern für die ideale Größe, ihm gefällt auch das Teamteaching, zwei Lehrer in einer Klasse, wie es in Berlin an Problemschulen praktiziert werde. Wolfgang Mertke ergänzte, dass auch größere Klassen funktionieren würden, wenn diese gut durchmischt, der überwiegende Teil lernwillig und Störenfriede in der Minderheit seien.
Dass Schule auch Spaß machen kann, daran ließen die Männer keinen Zweifel. Gern erinnern sie sich an die intelligenten Scherze der scheidenden Zehntklässler. Einmal waren dem Schulleiter Mertke und den anderen Lehrern die Schlüsselbunde „geklaut“ worden, um sie dann in einem riesigen Heuberg, der auf dem Schulhof ausgeschüttet worden war, verschwinden zu lassen ….
Die Gäste erlebten Wolfgang Mertke wie Jens-Folke Andres als Lehrer voller Leidenschaft, die auch als Ruheständler noch großes Interesse an ihrer Schule haben.
Persönliche Plaudereien beim Wein noch nach dem Talk