Was ist Zeit? Zeit – das Wort zu erklären sei schwierig, findet Barbara Schnitzler und lässt in ihrem Programm mit dem Pianisten Nikolai Orloff „die Zeit selbst zu Wort kommen“. Zwei großartige Künstler, die nicht das erste Mal im Scharwenkahaus gastieren, bieten am Sonnabendabend im vollbesetzten Haus den Gästen ein charmantes Programm. Mal heiter und launig, mal nachdenklich und sinnig interpretiert die vielseitige Schauspielerin (erst kürzlich als Margot Honecker in dem Fernsehfilm „Honecker und der Pastor“ zu sehen) Texte und Lieder von bekannten Autoren und Sängern wie Erich Kästner, Bertolt Brecht, Heinrich Heine, Hildegard Knef, Manfred Krug, Helge Schneider oder Ulrich Plenzdorf.
Sie singt, teilweise auch von ihrem Pianisten im Gesang unterstützt, über viele Facetten der Zeit. Die Zeit, „die schleicht und eilt, die Wunden schlägt und Wunden heilt“ (Kästner), die zu schnell vergeht, die unendlich dauern kann. Vom Anfang, dem laut Hesse immer „ein Zauber innewohnt“ und vom Ende, über das die Puhdys gesungen haben, „wenn ein Mensch lange Zeit lebt, sagt die Welt, es ist Zeit dass er geht.“ Barbara Schnitzler singt über das aufregende Warten auf die Lottozahlen (Helge Schneider), um dann enttäuscht, seine Pläne wieder aufgeben zu müssen oder über den „Perfekten Moment“ von Max Rabe. Man glaubt ihr, dass sie es genießt, wenn sie heute mal „gar nichts“ macht, „keinen Finger krumm“. Von dem Grebe-Titel „Aufs Land“ fühlen sich Erika und Albert Rediner direkt angesprochen. „Ja, das war wie auf uns zugeschnitten“, lacht die Besucherin aus Tauche, die mit ihrem Mann der Großstadt Berlin den Rücken gekehrt und auf das ruhigere Dorf gezogen ist.
Natürlich kommt das sympathische Duo nicht ohne Zugaben von der Kleinkunstbühne und lässt „als Rausschmeißer“ das bekannte Lied „Heute bin ich allein“ von Reinhard Lakomy erklingen. Zeit, mal ganz für sich allein zu haben, das finden wohl auch Barbara Schnitzler und Nikolai Orloff wunderbar. Ein rundherum gelungener Abend, findet auch Vera Jaspers, die Vorsitzende des Scharwenka Kulturforums e.V., als sie am Schluss den Akteuren rote Rosen überreicht. „Wir haben uns die Zeit genommen für einen glücklichen Abend.“ Vielen Dank Barbara Schnitzler und Nikolai Orloff. Beide nahmen sich nach dem Auftritt auch noch die Zeit für ein Bier. Denn ein alter Schulfreund hatte sich mit seiner Frau unter die Gäste gemischt. Da konnte man nicht einfach nach Hause gehen.