War das ein toller Nachmittag, werden sicher die meisten Besucher am Samstag gesagt haben, nachdem sie den Scharwenka- Garten am Schluss des Kurkonzertes beschwingt verließen. Die Tatsache, dass beim Abschied viele von ihnen äußerten, dass sie die „Wilden Witwer“ gern bald wieder erleben würden, war ein großes Lob für das Gesangs- und Pianisten-Duo – aber sicher auch für die fleißigen Organisatoren des Vereins. Sie hatten alle Hände voll zu tun – und taten es gern – mit Kaffee und Kuchen sowie anderen diversen Getränken die Besucher zu beglücken. Schon vor Veranstaltungsbeginn war der in großer Menge angebotene Kuchen ausverkauft, so dass noch fix nachgeordert werden musste, damit alle Wünsche der sehr zahlreich erschienenen Gäste erfüllt werden konnten.
Vor allem aber waren es natürlich der Sänger Robert Hebenstreit und der Pianist Christian Zacker, die mit ihrem Programm „Fräulein, pardon!“ für unbändiges Vergnügen sorgten. Der Mann am Piano begleitete seinen singenden Compagnon mit populärer, schmissiger Musik, die Hebenstreit auch noch mit viel schauspielerischem Talent anreicherte. Es ist unglaublich, wie bekannt die Musik unserer Großeltern auch heute noch ist. Denn manche aus dem Publikum konnten die Geschichten um die Liebesabenteuer der wechselnden Damen Marie, Dolly oder Amalie textsicher mitsingen. Ob es die Titel „Was will der Mann da auf der Veranda“, „Amalie geht mit ’nem Gummikavalier ins Bad“, „In einer kleinen Konditorei“ oder „Oh Donna Klara“ waren – diese populären Gassenhauer haben alle Unbill eines ganzen Jahrhunderts überdauert und bereiten den Zuhörern auch heute noch eine große Freude. Denn auf ihre Art sind sie zu Klassikern geworden.
Bei verschiedenen Zwischenspielen am Piano konnte sich Robert Hebenstreit etwas vom Gesang und seinen schauspielerischen Einlagen erholen, denn kaum einer seiner Titel kam ohne große Gestik und Mimik sowie entsprechendes Zubehör aus. Da blies er einen großen roten Luftballon als Ersatz für Amaliens Gummikavalier auf, trank aus einer Flasche stärkenden Herztrunk für seine in Liedern verpackten Liebeseskapaden oder legte eine sportlichen Verrenkung hin, dass man um sein Kreuz bangen musste. Bereichert haben beide ihr Programm mit spöttisch-frivolen Gedichten von Kurt Tucholsky, ein Dichter, der die Tiefen der menschlichen Seele gekonnt auszuleuchten vermochte.
Beide Künstler haben eine klassische musikalische Ausbildung und touren mit ihren unterschiedlichsten Programmen durch die Lande. Bis nach New York, so Hebenstreit, hätten sie es zwar noch nicht geschafft, aber dafür immerhin bis Kyritz an der Knatter, Wanne-Eickel oder Ottendorf-Okrilla. Nun also Bad Saarow, wo sie sicher nicht zum letzten Mal gewesen sein dürften. Von ihren Zuhörern verabschiedeten sie sich als Zugabe mit dem Titel „Kein Schwein ruft mich an“. Und das, obwohl sie im Programm eine halbe Stunde zuvor wortreich erklärt hatten, dass sie diesen Titel wegen schwerer Vorwürfe von Veganern aus ihrem Programm gestrichen hätten. Der Schalk sitzt den beiden eben stets im Nacken.