Der letzte Stuhl war besetzt, die Gäste standen am Rande, saßen auf der Treppe oder beobachteten das Konzert von der Moorstraße aus – der Scharwenka-Garten war quasi ausverkauft. Unter den Besuchern auch eine Prominente: Gesine Lötzsch, Bundestagsabgeordnete der Linken.
Gekommen waren alle wegen des Duos Celtic Affair mit Peter Apitz und Berndt Lüdtke. Beides Vollblutmusiker, die sich mit großer Leidenschaft der irisch-schottischen Volksmusik verschrieben haben. Beide bieten nicht nur harmonischen Gesang, sie beherrschen verschiedene Instrumente – von Gitarre über Fiddle, Bouzouki bis Bodhran. Dazu erzählen sie anrührende und witzige Geschichten von den Menschen auf der grünen Insel und liefern sich zwischen dem Spiel spaßige Dialoge. Das Publikum fühlte sich von Anfang bis Ende, mehr als zwei Stunden, gut unterhalten. Immer wieder wurde es zum Mitsingen ermuntert.
In ihren Liedern und Balladen erzählen sie vom gefährlichen Leben der irischen Bergarbeiter, der Walfänger oder der Goldgräber und von den beiden Jungs, die nicht in den Krieg ziehen wollen. „Nein, diese ständigen Kriege, die brauchen wir nicht“, nimmt Peter Apitz Bezug auf die Gegenwart. Die Leute klatschen. Die beiden Musiker erzählen nicht nur vom Leid, sondern auch von der Liebe und auch so skurrile Geschichten wie die von der Frau mit den neun Kindern, von denen keines von ihrem Mann ist und den sie um die Ecke bringen möchte. Doch das geht schief, am Ende ist die Frau tot.
Permanent wechseln die beiden Musiker ihre Instrumente: „So täuschen wir eine kleine Big Band vor“ witzelt Peter Apitz, der in Fürstenwalde alljährlich das beliebte Jazz-Festival organisiert. Dort ist er auch zur Schule gegangen. Deshalb haben sich ganz bewusst ehemalige Lehrerinnen unters Publikum gemischt. Eine von ihnen, Heidemarie Riedel, seine ehemalige Deutsch-Lehrerin, besuchte ihn während der Pause und fragte: „Erkennen sie mich noch?“ „Natürlich, obwohl wir uns wahrscheinlich 50 Jahre nicht gesehen haben“, sagt Apitz. „Ich erinnere mich gern an die Schulzeit. Ich hatte viel Glück mit meinen Lehrern.“ Ähnliches kann auch Bernd Lüdtke erzählen, der damals in West-Berlin zu Hause war. Ossi und Wessi liefern sich einen charmanten Schlagabtausch. Sie verstehen sich!
Das Konzert endete mit einem Lied, dessen Text „Kisses sweater than wine“, dessen Text von Pete Seeger stammt. „Küssen, das sollte man öfter tun“, rieten die beiden Sänger und verabschiedeten erschöpft, aber gut gelaunt sich von ihrem applaudierenden Publikum.
Vor dem Konzert und in der Pause hatten die Gäste erstmals Gelegenheit zu einer kurzen Führung durch das denkmalgeschützte Haus, das Sommerhaus des Pianisten und Komponisten Xaver Scharwenka. Attraktion ist dabei immer die Vorführung am Reproduktionsklavier, bei dem seine berühmten „Polnischen Märsche“ von einem „unsichtbaren Pianisten“ gespielt werden – das originale Einspiel von Xaver Scharwenka auf einem Reproduktionsklavier. Die Gäste machten reichlich Gebrauch von dem Angebot.