Wissen Sie was eine Fuge ist?

Pianistin Janita-Madeleine Wiesbacher moderierte ihr Konzert
Zierliche Person, aber eine kraftvolle Pianistin – Janita-Madeleine Wiesbacher gastierte im Scharwenka Kulturforum

Als die Besucher nach Hause gingen, waren sie nicht nur begeistert von der Pianistin Janita-Madeleine Wiesbacher, sie wussten nun auch, was eine „Fuge“ ist. Gleich nach der Begrüßung und Vorstellung sagte Vera Jaspers, dass sich „unsere Gäste“ freuen, wenn die Künstler etwas zu sagen haben, gerade bei dieser Nähe in dem relativ kleinen Saal des Scharwenkahauses. Und bevor sie sich ans Bechstein-Klavier setzte, ging die Pianistin ans Mikrofon und bereitete die Gäste mit ihrer freundlichen Stimme auf den Abend vor, für den sie „einen langen Atem“ brauchen würden. Aber ehe sie zu Bachs Toccata e-moll, BWV 914, ansetzte, erklärte sie, was eine Fuge ist: eine Hauptmelodie, ein musikalisches Thema, das sich im Stück in verschiedenen Stimmen und Tonhöhen wiederholt.  Die Zuhörer waren also angeregt, genau hinzuhören.

Vielleicht wird er mal ein Pianist? Der 9-jährige Milan und sein Großvater Thomas Hansch aus Strausberg wollten mal ein Konzert in kleinem Rahmen erleben. Der Junge spielt seit zwei Jahren Klavier.
Annette und Matthias Modrach aus Magdeburg machen hin und wieder in Bad Saarow Urlaub und kommen dann auch gern ins Scharwenka Kulturforum.
Wochenendgäste und Golfspieler aus Berlin: Frank und Monika Hütter haben am Sonnabend das Scharwenkahaus für sich entdeckt und in der ersten Reihe Platz genommen.

Nach Bach brachte sie die Sonate As-Dur, op.110 von Ludwig van Beethoven zu Gehör. Die Zuschauer erfuhren von der Pianistin, dass Beethoven, als er die Sonate schrieb, sehr krank war, aber wieder genesen ist. Noch im 1. Satz konnte man die „heile Welt“ spüren, der 2. Satz war schon düsterer, der 3. Satz wird noch klagender, mit dem 4. Satz ist die wundersame Genesung zu vernehmen – und am Ende ein fulminanter Schluss. Dann ein langer Applaus für diese Leistung! Bevor Claude Debussys Reflets dans I´eau erklang, bekannte Janita-Madeleine Wiesbacher, dass der Franzose ihr Lieblingskomponist sei. Die  26-Jährige empfahl, bei der Musik die Augen zu schließen und das Rauschen und Plätschern des Wassers zu hören. Beim Stück „Bilder einer Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Petrowitsch Mussorgski begaben sich die Gäste mit ihr auf einen musikalischen Rundgang – auf der „Promenade“, beim „Ballett der unausgeschlüpften Küken“, in den „Katakomben“ oder auf dem „Marktplatz“.

Zum Schluss ein Geschenk des Hauses: eine Scharwenka-Biografie und eine hochprozentige „Moorleiche“ für die Pianistin, überreicht von Sylvia Bergler (l.) und Vera Jaspers (M.) vom Verein.

Ohne Zugabe kam die begabte Pianistin, die in Stuttgart geboren wurde und heute in Bayern lebt, nicht davon.  Dafür musste sie Noten zücken, während sie die anspruchsvollen Stücke davor völlig frei und mit großer Hingabe spielen konnte. Sie bekannte, schon länger nicht mehr diese Romanze von Clara Schumann gespielt zu haben und nach mehr als eineinhalb Stunden sei sie auch am Ende ihrer Kräfte. Aber auch den fulminanten Schluss schaffte sie bravourös. Das Publikum würdigte ihre Leistung mit anhaltendem Applaus, mehrmals musste sie zurück auf die Bühne.

Für ihren Auftritt in Bad Saarow hatte sie ihre in Berlin lebende Schwester, die Saxophon spielt, begleitet. Am Scharmützelsee war Janita-Madeleine Wiesbacher zum ersten Mal. Ihre Konzerte führten die vielfach preisgekrönte Pianistin u.a. in den Ehrbarsaal nach Wien, in den Kursaal Meran und den Congress Innsbruck. 2013 spielte sie mehrere Konzerte mit dem Tiroler Orchester „INNSTRUMENTI“. Sie war Teilnehmerin an den internationalen Klavierfestivals „Vienna Young Pianists“ (2014), „Vienna International Pianists“ und „Klavierakademie Eppan“ (2016) sowie zu Gast bei „Steinway in Austria“ und im „Klavierhaus Weinberger“ (Oberösterreich). Janita-Madeleine nahm bereits dreimal am „Crescendo Summer Institute“ in Ungarn teil, sowie zweimal an den “Austrian Masterclasses” in Zell a.d. Pram.