Im November auf eine musikalische Winterreise

Ein Klassischer Liederabend im Scharwenka Haus

Der Konzertabend begann mit der Suche nach einer passenden Ablage für das Liederbuch. Da waren die Künstler dieses Abends ja zum Glück am richtigen Ort. Selbstverständlich gibt es im Scharwenka-Musikermuseum auch einen Notenständer und nicht nur irgendeinen, sondern den, der auch von Franz Xaver Scharwenka genutzt wurde. Vielleicht war das auch eine gute Inspiration zu diesem gelungenen Abend. Denn einen Notenständer hätte die Mezzosopranistin Maria Hilmes eigentlich dann doch nicht gebraucht, denn sie konnte ihr Repertoire frei und entspannt mit hervorragender stimmlicher Qualität zu Gehör bringen. Maria Hilmes sang zu Franz Schuberts Kompositionen und Wilhelm Müllers Texten unter der Begleitung vom Pianisten Professor Günter Albers „Die Winterreise“.

Volle hingebungsvolle Konzentration.

Franz Schubert komponierte diese Lieder 1827, ein Jahr vor seinem Tod. Wilhelm Müller schrieb die Gedichte 1823 /1824, er war in den damaligen Schriftstellerkreisen um Ludwig Uhland und Wilhelm Hauff sehr bekannt. Schubert fühlte sich unmittelbar angesprochen und vertonte sie im Todesjahr Wilhelm Müllers, ein Jahr vor seinem eigenen Tod. Interessant sind die verschiedenen Textdeutungen, einerseits werden sehr intensive Gefühle ausgedrückt, aber von einigen Musikwissenschaftlern werden auch politische Hintergründe interpretiert.

Einzelne Lieder kennt sicher jeder Musikliebhaber, aber im Ganzen hört man dies als Gesamtwerk nicht so sehr oft. Die Künstler studierten dieses sehr anspruchsvolle Programm in der Coronazeit ein, man hatte ja genug Zeit dafür. Beide waren hervorragend aufeinander eingespielt, der Piano-Ton von Günther Albers nie zu vordergründig. Die Stimme und auch die Mimik der Mezzosopranistin variierte schauspielerisch mit den Stimmungen der Texte, doch auch das Klavierspiel gestaltete diese mit den verschiedenen Tempi und Akkorden. So hörte man schon im Lied Nr. 2 in den leidenschaftlicheren Tönen den Wind, der mit der Wetterfahne spielt.

Das bekannteste Lied „Der Lindenbaum“ („Am Brunnen vor dem Thore“) hätte sicher jeder mitsingen können, aber natürlich wurde hier nur andächtig gelauscht.

Besonders fröhlich wirkte der „Frühlingstraum“,  auch das konnte Maria Hilmes mit ihrer ausdrucksstarken Stimme deutlich machen.

In der Pause nach 12 Liedern konnten die Scharwenka-Helfer im Gespräch von einigen Gästen die Begeisterung zu dem Programm erfahren und nicht nur das, auch das Interesse allgemein am Scharwenkahaus wurde geweckt. Eine Berlinerin und ihre Töchter, die zum Wellnesswochenende in Bad Saarow weilten, waren hoch erfreut darüber, dass es dieses kulturelle Angebot gab und das Wochenende somit perfekt gestaltet wurde.

Im zweiten Teil des Abends mit weiteren 12 Liedern überwog die Schwermut in den Texten und der Musik, ergreifend vorgetragen und immerhin auch passend zu den grauen Novembertagen.

Das Publikum verabschiedete die Künstler am Ende herzlich und mit starkem Beifall, für viele war das Konzert sicher eine neue Erfahrung zum Thema Kunstlied.

Einige Gäste nahmen die Gelegenheit wahr, in der gemütlichen Veranda des Scharwenka-Hauses noch bei einem Glas Wein den Abend ausklingen zu lassen.

Das Publikum bedankte sich mit einem herzlichen Applaus.

 

Eine kleine Aufmerksamkeit für die Künstler, überreicht von Helmut Lilge.