Die Solistinnen Sontraud Speidel am Klavier und Maria-Elisabeth Lott, Violine, sonst in den Konzerthallen der Welt unterwegs, waren diesmal in Scharwenkas „Guter Stube“ in Bad Saarow zu Gast und boten ein Kammerkonzert der Extraklasse.
Zwei Musikerinnen von Rang: Sontraud Speidel (r.) und Marie-Elisabeth Lott (l.)
Es war das Auftaktkonzert der Scharwenka-Gedenktage, die die Scharwenka Stiftung e.V. unter Leitung ihres Vorsitzenden Prof. Dr. Stefan Koch, anlässlich des 100.Todestages, dem Klaviervirtuosen, Komponisten, Musikpädagogen und Direktor von Konservatorien widmete.
Die Scharwenka Stiftung e. V. bewahrt und pflegt sein Erbe im SCHARWENKA ARCHIV und MUSIKERMUSEUM in seinem ehemaligen Sommerhaus und hatte zu dem Konzert eingeladen.
Im Bild von links nach rechts: Gabriele und Wolfgang Scharwenka, Gundelfingen bei Freiburg
Urgroßenkel von Phillipp Scharwenka und Urgroßneffe von Xaver Scharwenka,
der aus Briefen seines Urgroßonkels las.
Prof. Dr. Shinji Koiwa, Hitotsubashi Universität, Tokyo-Kunitachi, Japan, Gast des Symposiums, der sich als Musikwissenschaftler mit Scharwenkas Musik beschäftigt
Prof. Dr. Stefan Koch, Vorsitzender der Scharwenka Stiftung e. V. Bad Saarow
Die Gastgeberin, Vera Jaspers, Vorsitzende des Scharwenka Kulturforums e. V., in neuer Rolle als Assistentin der Pianistin
Xaver Scharwenka, geboren 1850, gehörte zu den bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten seiner Zeit. Er gastierte in zahlreichen Ländern Europas, in den USA und in Kanada. Enge Kontakte verbanden ihn mit Franz Liszt, Johannes Brahms und Gustav Mahler. Er lebte mehrere Jahre in New York und leitete dort ebenfalls renommierte Konservatorien. Mit seinen Konzert- und Studienreisen rund um die Welt war er zu seiner Zeit schon ein Weltbürger.
In dieser Art folgen die beiden Musikerinnen den Spuren von Scharwenka.
Sontraud Speidel gehört zu den profiliertesten Scharwenka-Interpretinnen. Konzertreisen und die Betreuung von Meisterklassen an Konservatorien führten sie durch viele Länder Europas, in die USA, nach Kanada, Israel, Japan, Korea, China, Taiwan und Brasilien. Ihre Einspielung aller Reger-Werke für zwei Klaviere mit Evelinde Trenkner wurde mit dem 1. Preis des Kategorie „Soloinstrumente“ von „Audiophile Reference“ ausgezeichnet. 2014 erhielt die Einspielung der Bearbeitung der 7. Sinfonie op. 92 von Ludwig van Beethoven für Klavier zu vier Händen von Xaver Scharwenka sowie die Große Fuge op. 134 von Beethoven in der Vierhändigfassung des Komponisten mit Sontraud Speidel und Evelinde Trenkner den belgischen „Joker-Preis“ der Zeitschrift Crescendo . 2019 wurde dem Klavierduo Evelinde Trenkner – Sontraud Speidel in der Kategorie „Weltersteinspielung des Jahres“ für ihre Einspielung von Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 5 in einer Transkription für Klavier vierhändig der Echo Klassik Preis verliehen. Sontraud Speidel leitet als 1. Vorsitzende das „PIANO-PODIUM Karlsruhe e. V.“, eine Vereinigung von über 950 Mitgliedern, die junge Pianisten fördert und sich der Erforschung der Klaviermethodik widmet.
Maria-Elisabeth Lott gilt international als eine der besten deutschen Geigerinnen ihrer Generation und begeistert auf der Bühne mit ihrer Spielfreude, ihrer natürlichen und intensiven Musikalität und ihrer makellosen Technik.
Davon konnten sich auch die Besucherinnen und Besucher des Kammerkonzertes im Scharwenkahaus überzeugen.
Die Geigerin brillierte in dem vielseitigen Programm, das sie unter der Klavierbegleitung von Sontraud Speidel bravourös meisterte. Auf dem Programm stand die Sonate G-Dur Nr. 11 für Violine und Klavier von Mozart, die Erste Sonate in D-Moll von Xaver Scharwenka, die Sonate Nr. 1 in G-Dur von Brahms, einem Zeitgenossen Scharwenkas, mit dem er auch korrespondierte; sowie einer künstlerisch anspruchsvollen Fantasie nach Motiven der Oper „Faust“ nach Gounod von Henri Wieniawski.
Ihre musikalische Ausbildung erhielt Maria-Elisabeth Lott seit ihrem vierten Lebensjahr bei Prof. Josef Rissin. Bereits mit acht Jahren begann sie ihr Vorstudium an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Nach Abschluss ihres Bachelor- und Masterstudiums legte sie 2015 ihr Solistenexamen mit Auszeichnung ab.
Seit ihrem US-Debüt im Alter von dreizehn Jahren konzertiert sie weltweit als Solistin mit Orchestern wie dem London Philharmonic Orchestra, Dallas Symphony Orchestra, Residentie Orkest Den Haag, Singapore Symphony Orchestra, China National Orchestra, BBC Manchester Symphony Orchestra.
1998 gewann sie einen vom Mozarteum Salzburg ausgeschriebenen Wettbewerb und wurde ausgewählt, mit Mozarts Kindergeige ihre Debut-CD bei EMI Classics mit dem Mozarteum Orchester Salzburg und Sontraud Speidel mit Werken von Mozart aufzunehmen. Seither dokumentieren weitere CD- ihre außergewöhnliche künstlerische Sensibilität und Virtuosität.
Davon konnten sich auch die Besucherinnen und Besucher des Kammerkonzertes im Scharwenkahaus überzeugen. Eine Besucherin meinte im Anschluss sogar enthusiastisch, das sei das beste Konzert gewesen, das sie je im Scharwenkahaus gehört habe.
Bravo-Rufe und langanhaltender Applaus belohnte die Künstlerinnen.