Das Scharwenkahaus war auch zur letzten“ Kaffeezeit“ gut besucht. Alexa von Salmuth, als „Chefin“ des Eibenhofes von Gerlinde Stobrawa zum Gespräch gebeten, entsprach mit ihrer offenen, freundlichen Art so gar nicht den Klischees, die in den bunten Gazetten meist von Frauen ihrer Art gezeichnet werden. Die Mittvierzigerin lebt mit ihrer Familie, ihrem Mann und ihren vier Kindern, seit 2008 auf dem Eibenhof und genießt es, wie sie sagt, “ hier in der Natur zu Hause zu sein“.
Das 1723 erbaute „Gut Saarow“, wie der heutige Eibenhof ursprünglich genannt wurde, hat eine lange Geschichte. Zwei Jahrhunderte war es Gutshof. 1919 kaufte es Dr. Grabley und ließ es zum Sanatorium umbauen. 1948 pachtete es der Kulturbund der DDR, kaufte 1965 das Anwesen und nutzte es als Begegnungs-, Tagungs- und Erholungsstätte für Kulturschaffende, insbesondere im Bereich der Literatur. 1990 sperrte die Treuhandanstalt die Nutzung durch den Kulturbund und schleichender Verfall setzte ein. Als es ihm endgültig wieder zugesprochen wurde, war der Kulturbund leider nicht mehr in der Lage, das Anwesen mit dem denkmalgeschützten alten Gutshaus zu erhalten und zu bewirtschaften. Es fehlten staatliche Förderung und auch die Einnahmen. So wurde es zum Verkauf ausgeschrieben. Gerlinde Stobrawa , damals Bürgermeisterin in Bad Saarow, erinnert sich „Niemand von uns wusste, was mit diesem Kleinod der Ortsgeschichte passieren sollte“. Auch die Gemeinde sah sich nicht in der Lage, das Anwesen zu kaufen und zu bewirtschaften. Als sich Johannes von Salmuth mit seiner Frau 2004 um das Anwesen bewarb, stellte die damalige Bürgermeisterin Stobrawa klar: „Nur unter der Bedingung, dass auch künftig Kultur auf dem Eibenhof stattfindet“. Dies traf sich mit den Interessen der Familie von Salmuth. Alexa hatte schließlich Kultur- und Kunstgeschichte studiert. Und so kaufte die Familie das Anwesen, hat es von 2005 bis 2008 denkmalgerecht saniert – mit allen Höhen und Tiefen, die ein solches Bauvorhaben mit sich bringt – und bewohnt es seitdem mit Freunden, Mitarbeitern, 12 Pferden, eigenen und in Pension eingestallten, Hund und Feriengästen. „Eigentlich wie in einer großen Kommune“, wie Alexa sagt.
Und der Eibenhof ist wieder zum Kultur-Ort geworden. Die 2012 neu errichtete Reithalle wird auch als „Kulturscheune“ genutzt. Regelmäßig finden dort Konzerte, Lesungen und andere kulturelle Ereignisse statt. Veranstaltet von Dr. Angela Grabley mit ihrer Agentur Scharmützelsee Events. Sie ist eine Nachfahrin der Familie Grabley, die das Haus 1919 zum Sanatorium umbaute und auch zu Zeiten des Kulturbundes betrieb.
Höhepunkt ist das jährlich über Saarow und die Region hinaus bekannte und geschätzte Filmfest „Filme Ohne Grenzen“ . Hier werden vor allem Filme gezeigt, die es in den großen Filmtheatern schwer haben, hier kann man mit Filmemachern ins Gespräch kommen. Und das alles ganz leger und familiär in der Scheune und auf dem Hof der Salmuths. Hochkultur – ohne Glanz und Gloria.