Die alte Achse zu Berlin wieder aufleben lassen

Bei "Hör mal zu" gibt Professor Maennig viele Tipps für ein anziehendes Bad Saarow

Nicht alles, was im Internet steht, muss stimmen: Zu diesem Schluss kommen gleich zu Beginn des Gesprächs Gerlinde Stobrawa und Wolfgang Maennig. Bei Wikipedia hatte die Moderatorin von „Hör mal zu“ gelesen, dass ihr Gast 2,04 Meter groß sei. „Das ist falsch. Ich messe nur 1,93 Meter“, korrigierte augenzwinkernd der Professor für Volkswirtschaft, der in Hamburg arbeitet und in Berlin wohnt.  Knapp zwei Stunden nahm Gerlinde Stobrawa den umtriebigen Allrounder, der am liebsten E-Roller fährt, ins Kreuzverhör. Denn der 62-Jährige hat viel zu bieten: Er lehrt nicht nur Wirtschaftswissenschaften an der Uni Hamburg, sondern ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG, er forscht auf den Gebieten Sport, Immobilien und Verkehr, hat dazu Bücher verfasst, der West-Berliner war 1988 Olympiasieger im Rudern und ist Mitglied der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes  …. und er hat den 100 Jahre alten Wasserturm in Bad Saarow zu einer exclusiven Unterkunft für zwei Personen umbauen lassen. „Im Durchschnitt bleiben die Gäste 1,4 Tage“, erklärt Maennig. Vielleicht, weil sie 88 Treppenstufen steigen müssen, um „pipi machen zu können“, scherzt der Investor. Aber wegen seiner Einzigartigkeit ist das Wasserturmhotel langfristig ausgebucht.

In Deutschland, so Maennig, sei es kaum noch möglich, Leucht- oder Wassertürme „mit ihrer einmaligen Romantik“ zu erwerben. Die Floatel GmbH, in der er sich engagiere, sei inzwischen auch in Italien und Spanien erfolgreich. „Alle Leuchttürme sind sensationell gelegen, unter anderem in Palma und Venedig“, schwärmt Maennig. Ihm sei dabei wichtig, dass historische Architektur nicht beeinträchtigt und mit modernem Design kombiniert werde, so wie im Saarower Wasserturm.

In Anbetracht dessen, dass der Kurort Bad Saarow 2023 seinen 100. Geburtstag feiert, erinnerte Maennig daran, dass der Ort am Scharmützelsee einst als „Starnberg von Berlin“ galt. „Diese Alt-Achse könnte, wenn man es wollte, wieder belebt werden.“ Früher hätten Wasserflugzeuge die Gäste gebracht, was heute nicht mehr möglich sei, aber Bootsshuttle – bis Saarow brauche man etwa fünf Stunden – und vor allem eine attraktive Radwegeverbindung wären machbar. 50 Kilometer auf dem Pedalo seien für Berliner kein Problem. Maennig hält auch die Oldtimertreffen in Bad Saarow für wichtig, denn das Besondere, das Edle fasziniere die Menschen. Ein Hafen für historische Schiffe wäre ebenfalls ein Highlight. „Mahagoniyachten statt Joghurtbecher“, witzelte der Besitzer eines Schleppers von 1905. Und unbedingt müsse es 20-er Jahre Partys geben. Die seien in Berlin gerade sehr angesagt. Um mehr junge Menschen in den Ort zu holen, könnte er sich die Einrichtung von Coworking Büros mit „einfachsten Mitteln“ auf ausrangierten Kähnen vorstellen. Hauptsache der Internetzugang funktioniere und es gebe eine Sonnenterrasse, dann kämen auch junge Großstädter nach Bad Saarow.

 

Ein Scharwenka-Bier und ein Buch als Dankeschön: Erika Baganz (l.), ehrenamtliche Mitarbeiterin im Scharwenka Kulturforum, überreicht Professor Wolfgang Maennig das Geschenk. Moderatorin Gerlinde Stobrawa hat ihn fast zwei Stunden ausgefragt.