Nun sind Märchen nicht jedermanns Sache, trotzdem war es schade, dass nur wenige Besucher am Donnerstag Nachmittag den Weg ins Scharwenka Kulturforum gefunden hatten, um der Märchenerzählerin Angelika Tilsner zuzuhören. Die Leipzigerin liest Märchen nicht vor, sondern lernt sie auswendig und erzählt diese dann mit ganzem Körpereinsatz, setzt Mimik, Gestik und Stimme gekonnt ein – manchmal singt sie auch -, um die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Bei ihren Erzählstunden stellt sie sich stets auf das jeweilige Publikum ein. So war eben auch für die vierjährige Polina und den sechsjährigen Oskar, die mit Mutter Franziska und Oma Andrea Janke zur Märchenstunde gekommen waren, etwas dabei. Die beiden jüngsten Gäste hörten ganz gespannt bei „Der Baum Ungali“- ein afrikanisches Märchen – zu, wohingegen das französische Märchen „Zwei alte Bäume aus der Bretagne“ eher etwas für die Erwachsenen in der kleinen Zuhörerschar war. Und schließlich für Groß und Klein gleichermaßen dann das abschließende norwegische Märchen „Der Juwelenacker“.
Angelika Tilsner auf die Frage, wie man denn auf die Idee käme, Märchenerzählerin zu werden: „Den Anstoß gab ein Besuch in einem Kloster, wo eine Märchenerzählerin die Besucher unterhielt. Ich stellte ihr dieselbe Frage und sie sagte, dass es eine richtige Ausbildung dafür gäbe. Zu einer der nächsten habe ich mich – da wohnte ich noch in Niedersachen – sofort in Schleswig Holstein angemeldet und war davon sehr angetan. Seither erzähle ich Märchen.“ Zunächst kamen die Schülerinnen und Schüler der Lehrerin Angelika Tilsner in den Genuss und fragten immer schon, ob sie wieder ein neues Märchen gehört habe und erzählen könne. Nachdem sie sich auch noch mit dem Handpuppenspiel beschäftigte und in Theaterpädagogik weiterbildete, ist sie nun schon seit einíger Zeit als professionelle Märchenerzählerin unterwegs. Erst kürzlich gab es in Leipzig die lange Nacht der Märchen, in der professionelle Märchenerzähler unter dem Motto „Wo die Sonne das Meer küsst“ eine große interessierte Hörerschar vereinten.
Für Andrea Janke mit Tochter und Enkeln, die zu Besuch in Bad Saarow weilten, war es wie ein Nachhause kommen. Sie hatte viele Jahre in Bad Saarow gewohnt, ehe sie nach Berlin zog und kennt das Scharwenka-Haus noch als Café Peters. „Damals war das Haus ein ganz angesagter Treffpunkt, sehr gemütlich, mit kleinen Sitznischen. Aber was jetzt daraus entstanden ist, kann man auch nur bewundern. Das sollten sich viele Leute ansehen.“