Die vier Hände fliegen nur so über das Bechstein-Klavier: Sontraud Speidel und Franziska Lee boten am Sonnabend (10.12.22) den Gästen des Scharwenka Kulturforums ein fulminantes Konzert. Die beiden excellenten Pianistinnen mit großer Bühnenerfahrung in vielen Ländern der Welt, von Experten hochgelobt und mit zahlreichen Preisen geehrt, waren nach Bad Saarow gekommen, um einer Freundin und Kollegin zu gedenken: Evelinde Trenkner. Die Ehrenvorsitzende des Vereins und Begründerin des Scharwenka-Konzepts in Bad Saarow war vor einem Jahr verstorben und während der Pandemie hatte es keine Möglichkeit für eine würdige Gedenkfeier gegeben. „Durch ihr großes Engagement haben wir heute ein Kulturzentrum, das weit in die Region ausstrahlt“, würdigt Vereinsvorsitzender Reinhard Kiesewetter die Verstorbene in seiner Einladung. Gerlinde Stobrawa, Veranstaltungsleiterin des Hauses, wandte sich vor dem Konzert an die Gäste: „Evelinde Trenkner war es, die diese Musenhütte Xaver Scharwenkas in der Saarower Moorstraße entdeckte, uns mit der Nase auf dieses Kleinod stieß und uns die Aufgabe stellte, dieses Kleinod zu neuem Leben zu erwecken.“
Als die Pianistin Evelinde Trenkner, die in Lübeck die Scharwenka-Gesellschaft mitgegründet hat, noch lebte, hat sie mit Sontraud Speidel – sie ist Professorin für Klavier an der Hochschule für Musik in Karlsruhe – im Scharwenka-Haus gespielt. Was lag nun näher, als die Freundin und Partnerin zu dieser musikalischen Gedenkfeier einzuladen. Auch ihre jüngere Begleitung, die aus Südkorea stammende Franziska Lee, hatte die Ehrenvorsitzende gekannt und geschätzt. Großzügige Spenden machten den Auftritt dieser großartigen Musikerinnen in diesem kleinen Haus möglich.
Mit äußerster Konzentration spielten die beiden aus Karlsruhe angereisten Künstlerinnen zu Beginn Franz Schuberts (1797-1828) Fantasie f-Moll D940 für Klavier zu vier Händen. Es folgte die „Schottische Sinfonie“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in vier Sätzen, auch für so begnadete und erfahrene Pianistinnen wie diese schwer zu spielen. Fehlen durfte bei dem Konzert in seinem „Musenhaus“ natürlich Xaver Scharwenka (1850-1924) nicht. Zu hören war „Bilder aus dem Süden op. 39“, ein Stück „mit musikalischer Substanz und hohem Unterhaltungswert. Beides zusammen gibt es nicht so oft“, erklärte Sontraud Speidel.
Nach viel Applaus und Bravo-Rufen endete das Konzert nach über einer Stunde mit einer beschwingten Zugabe aus „Die Hochzeit des Camacho“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Als Dank gab es für die beiden Pianistinnen zum krönenden Abschluss nicht nur jeweils ein Buch über Scharwenka, sondern auch süße Marmelade mit Quitten aus Scharwenkas Garten – und herzliche Gespräche.