Etwas Besseres konnte einem an diesem verregneten Samstag gar nicht passieren, als das jüngste Saarower Klavierkonzert im Scharwenka Kulturforum zu besuchen. Für manchen Besucher war die aus Liechtenstein angereiste Elena Büchel keine Unbekannte, denn sie musizierte bereits das zweite Mal im Hause Scharwenka. „Und weil sie uns beim ersten Mal schon so begeisterte, luden wir sie erneut ein“, stellte Vereinsmitglied Friedemann Mewes den Gast vor. Auch bei diesem erneuten Auftritt belohnte sie das Publikum im ausverkauften Haus mit einem Klavierkonzert vom Feinsten.
Die Schreiberin gibt zu, von Klaviermusik etwa soviel zu verstehen wie von Mikroprozessoren, also nichts. Einziges Kriterium: Gefällt oder gefällt nicht. Doch wenn dann noch hinzu kommt, wie bei diesem Konzert, dass man berührt ist, die Augen schließt und fast in Trance verfällt ob der bis ins Herz zu spürenden wohlklingenden Töne, dann wird da gerade Wundervolles auf der Bühne geboten. Elena Büchel schaffte das im Handumdrehen.
Ihren Einstand gab die Solistin mit einer Referenz an das Haus und den Namen Scharwenka. Sie spielte von Philipp Scharwenka, dem Bruder Xavers, „Elegia“ und guckte dabei aufs Notenblatt, weil es nicht zu ihrem Standardrepertoire gehört. Nach diesem ungekannten, etwas gewöhnungsbedürftigen Stück folgte von Franz Schubert die Klaviersonate in A-Dur D 959. Gebannt folgten die Zuhörer dem Allegro, Andantino, Scherzo: Allegro vivace und schließlich dem Rondo-Allegretto, was den Kennern in der Zuhörerschar gewiss etwas sagt. Nach der Pause begann die in St. Petersburg gebürtige Russin ihr Spiel mit „Soiree de Vienne“ von Franz Liszt. Auch mit „Consolation Nr. 2“ setzte Elena Büchel ihren Vortrag mit einem Stück aus dem Schaffen von Franz Liszt, einem Zeitgenossen von Xaver Scharwenka, fort. Den Abschluss schließlich bildete „Venezia e Napoli – Tarantella S.162“ von Liszt, mit kraftvollen und dann wieder leichtfüßig daherkommenden Passagen. Das Publikum bedankte sich mit begeistertem Beifall und vereinzelten Bravorufen für das beeindruckende Musikerlebnis. Elena Büchel revanchierte sich mit einer Zugabe „Weiße Nächte“ aus den „Jahreszeiten“ von Peter Tschaikowsky.
Mit einer Rose und kleinen Aufmerksamkeiten dankte Friedemann Mewes dieser Ausnahmekünstlerin, die als Expertin für französische und russische Musik und die Musik der deutschen Romantik gilt. Von letzterer wurden die Besucher an diesem Nachmittag bestens unterhalten.