Obwohl Ellen Rußig nicht in Bad Saarow wohnt und eigentlich nicht in die Reihe der anlässlich des 100. Geburtstages des Ortes einzuladenden Persönlichkeiten der Gemeinde in der Gesprächsreihe „Hör` mal zu“ passt, hat sie doch eine ganz enge Bindung zu ihr. Als Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree ist sie engstens mit Bad Saarow als einem Leuchtturm des Tourismus in ihrem Verantwortungsbereich verbunden. Zudem hat sie ihren Arbeitsplatz im alten Moorbad, zu dem sie jeden Tag mit großer Freude fährt, wie sie versicherte. „Ich habe eine der interessantesten Aufgaben – Dinge zu organisieren, die Menschen die schönste Zeit ihres Jahres, den Urlaub, noch erlebnisreicher gestalten.“
Seit über 50 Jahren in Ranzig zu Hause, wo sie mit ihrer Familie lebt, sah es anfangs gar nicht so aus, als ob sie mal in der Touristikbranche landen sollte. Der Diplom-Agraringenieurin kam anfangs der 90er Jahre, als in der Landwirtschaft plötzlich nicht mehr so viele Beschäftigte gebraucht wurden, ihre damals schon ehrenamtliche Tätigkeit im damaligen Beeskower Märkischen Tourismusverein gerade zupass, deren Vorsitzende die engagierte Frau dann auch wurde. „Ich machte dann noch nebenbei meinen Touristik-Fachwirt, denn irgendwer hätte mich ja mal fragen können, was ich für diesen Bereich gelernt habe.“
Seit 25 Jahren leitet Ellen Rußig nun schon den dann gebildeten großen, über Kreisgrenzen agierenden Tourismusverband Seenland Oder-Spree. Die beste Schule ist offenbar seither die Praxis, in der ständig neue Ideen und Konzepte gefragt sind, wie die Region noch bekannter und für Tagesbesucher sowie länger bleibende Touristen attraktiver gemacht werden kann. Dabei sind die Art der Mitglieder – die Landkreise Märkisch Oderland, Oder-Spree und die Stadt Frankfurt Oder, die Kommunen wie Buckow in der Märkischen Schweiz oder Neuzelle – mit ihren Bedürfnissen nach Verbesserung der Touristischen Infrastruktur – ebenso vielfältig wie die Tätigkeitsfelder im Verband. Ellen Rußig hätte wohl stundenlang reden können über das Radwegenetz, die Wasserwanderrouten, die Zusammenarbeit mit den Naturparken, der Wasserwirtschaft, über Campingplätze und Picknickkörbe für die Wanderwege, wo es noch mit Verpflegungsmöglichkeiten unterwegs hapert und, und und…
Auf die Frage der Moderatorin Ruth Buder, ob denn die Bad Saarower gute Gastgeber seien, kommt von Ellen Rußig ein klares Ja. Das würden die ständig durchgeführten Gästebefragungen ergeben. Allerdings decke sich das nicht, wie Ruth Buder dann die jüngste Gemeindevertretersitzung anführte, mit einigen der dort oft auch in unsachlichem Ton vorgetragenen Kritiken am Tourismus im Ort. „Dass es natürlich immer noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt, keine Frage. Aber jeder hier muss sich natürlich auch vor Augen halten, dass es ohne die seinerzeitige Förderung mit 200 Millionen D-Mark keine Therme, keinen Kurpark, keine Infrastruktur in der heutigen Qualität gäbe“, entgegnet Ellen Rußig. Bad Saarow als Kurort sei ein absoluter Leuchtturm des Tourismus in der Region neben solchen wie Buckow in der Märkischen Schweiz oder auch Neuhardenberg. Mit den heute möglichen elektronischen Medien sei es für die Besucher auch jederzeit möglich, sich über interessante Orte der Region, Wanderwege, Sehenswürdigkeiten, auch Badestellen am Scharmützelsee, nach denen manche Urlauber fragen, zu informieren. Eine Besucherin aus dem Publikum, die bekannte, sehr gerne in Bad Saarow zu wohnen, kommt auch oft mit Gästen ins Gespräch. „Die schwärmen alle in den höchsten Tönen von unserem Ort und der Gegend. Und ich merke auch, dass sie sehr gern im persönlichen Kontakt mit Saarowern erfahren, was man hier noch alles unternehmen könne.
Auf die kritische Anmerkung einer Besucherin, die bemängelte, dass es mit der Verkehrsanbindung über öffentliche Verkehrsmittel zu bestimmten Zeiten nicht gut bestellt sei und man ein Taxi überhaupt nicht bekomme, nannte Ellen Rußig zum Beispiel die Möglichkeit des Dalli-Ruf-Busses. Dieser sei offenbar, so zeigte dann die Diskussion, kaum bekannt. „Ich habe ja schon die Idee eines Wassertaxis gehabt, woraufhin andere meinten, die Rußig spinnt ja. Aber wenn sich da jemand fände, zum Beispiel die Leute von einem Seeufer ans andere zu bringen, weil man dort ein anderes Café besuchen möchte, wäre doch sehr hilfreich. Auf diese Weise könnte man die Gegend rund um den ganzen See erkunden.“
Ellen Rußigs Fazit am Schluss dieses interessanten Abends: „Bei allen Problemen, die wir noch haben, sollten die verschiedensten Anbieter Synergie-Effekte ausnutzen, der eine dem anderen helfen, ein guter Gastgeber zu sein, Kompromisse finden, die Bevölkerung informieren und mitnehmen für neue Ideen und die Touristen mit einem Lächeln im Gesicht empfangen. Denn ein paar mehr könnten wir noch gebrauchen.“