Lange und liebevoll vorbereitet, wurde der 10. Geburtstag des Scharwenka Kulturforums das Ereignis, das sich Vorstand und Vereinsmitglieder vorgestellt hatten: Die Präsentation eines kulturellen Leuchtturms in Bad Saarow und im Landkreis Oder Spree. Und viele Gäste waren gekommen: LOS-Landrat Frank Steffen, der Vorsitzende des Kreistages Oder-Spree Franz Berger, Scharwenka-Stiftungsratsvorsitzender Prof. Dr. Stefan Koch, Bad Saarows Bürgermeister Axel Hylla, der Kulturdezernent des Landkreises Dahme-Spreewald Stefan Wichary, Vertreter aus Tourismus und Wirtschaft sowie viele in den mehr als zehn vergangenen Jahren engagierte Bad Saarower, die einen Anteil daran habe, dass das Scharwenka Kulturforum heute ein „kleines ganz Großes“ ist. Vereinsvorsitzende Vera Jaspers richtete in ihrer Eröffnungsrede nach einer kurzen Rückschau auf das mit Stolz zu betrachtende Jahrzehnt den Blick auf die künftigen Aufgaben. Neben dem Versprechen, weiter für hochwertige kulturelle Veranstaltungen mit noch mehr jungen Künstlern zu sorgen, will der Verein ein ganz besonderes Vorhaben realisieren: Endlich eine Bühne bauen zu lassen, um die Qualität der Gartenkonzerte zu verbessern. Denn das, was jahrelang als mit einer Plane überdachte Betonfläche diente, verdient den Namen Bühne nicht. In den letzten Wochen seien Gespräche mit der Gemeinde und der Unteren Denkmalschutzbehörde geführt und der Architekt gewonnen worden, der in sehr kreativer Art auf dem Hof der Burg Beeskow eine neue, ansprechende Bühne entworfen habe. Dieses bauliche Vorhaben wird für den Scharwenka Verein eine große Herausforderung, vor allem in finanzieller Hinsicht. Deshalb warb Vera Jaspers bei den Gästen und allen Interessierten nicht nur um Ideen für diese Bühne, sondern um Spenden in jeder Höhe – von ganz klein bis ganz groß.
Die Besucher der festlichen Veranstaltung erlebten dann nach erfrischend kurzen Reden passend zum Tag und zum Charakter des Hauses ein mitreißenden Konzert, gestaltet von Christian Seibert am Bechstein-Flügel, seiner Frau Jung Won Seibert-Oh (Violine) und Thomas Georgi (Cello). Ist man von Seibert, der schon des öfteren im Haus gastierte und auch künstlerischer Leiter der Scharwenka-Stiftung ist, dank seines Könnens immer schon hohes Niveau gewöhnt, setzte er im Zusammenspiel mit seiner Gattin und Georgi, Solocellist des Brandenburgischen Staatsorchesters, noch eins drauf. Die Drei zündeten mit Stücken von Astor Piazolla (Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires für Klaviertrio), Philipp Scharwenka (Trio Nur. 1 Cis-moll op.11), und des 77-jährigen Komponisten Paul Schoenfield (Allegro, Rubato – Andante moderato, Presto) ein musikalisches Feuerwerk. Glaubte man, ein Stück hätte in seiner Ausdruckskraft schon den Höhepunkt erreicht, rissen die Musiker die Zuhörer in immer noch höhere Sphären mit. Diese rauschhafte Musik quittierten die Gäste im vollen Saal mit begeisterten Beifallsstürmen.
Im Anschluss an den musikalischen Teil wurde durch Lutz Storr und Helmut Lilge, zwei mit der Geschichte des Hauses eng verbundene Vereinsmitglieder, im Obergeschoss die sehenswerte Ausstellung zu 10 Jahre Scharwenka Kulturforum eröffnet, die sicher auch bei künftigen Führungen durch das Haus auf großes Interesse stoßen wird. Helmut Lilge wandte sich in seiner kurzen Rede auch an Gerlinde Stobrawa, die sich nach ihrer langen, schweren Erkrankung erstmals wieder in der Öffentlichkeit zeigte. Sie sei für ihn in all den Jahren durch ihr nie nachlassendes Engagement, immer neue Ideen, Optimismus und ständige Einsatzbereitschaft das Zugpferd gewesen sei, das den Verein zusammenhielt und letztendlich wesentlich zu dem Erfolgsprojekt Scharwenka Kulturforum beitrug. Auch der Applaus der Gäste war ein Dankeschön an die noch immer von ihrer Krankheit gezeichnete, aber wieder optimistische Bad Saarowerin.
Während der anschließenden Gespräche der Gäste bei Sekt und Saft und Häppchen spielten dann auch sicher mancher interessante Fakt oder eine der vielen Anekdoten eine Rolle, die es in den 12 Jahren, bevor es überhaupt zur Gründung des Vereins kam und in den zehn Jahren seines Bestehens, gab. Dass die Pianistin Evelinde Trenkner und ihr Mann Hermann Boie einst aus Lübeck nach Bad Saarow kamen und das damalige Gemeindeoberhaupt darauf aufmerksam machten, was für ein wertvolles geschichtliches Zeugnis der Ort beherbergt. Und wie die Lübeckerin mit der dann ehrenamtlichen Bürgermeisterin Gerlinde Stobrawa Sponsoren auftrieb, selbst Konzerte ohne Honorar gab. Wie die Initiatoren sich durchsetzten gegen Widerstände der verschiedenen Art, weil man keinen Sinn in der Wiederherstellung des Gebäudes sah, welche engagierte Rolle der erste und leider 2021 verstorbene Stiftungsratsvorsitzende Peter Wachalski dabei spielte, dass das Scharwenka Kulturforum Realität wurde. Wie seit der Vereinsgründung 115 aktive Vereinsmitglieder – so berichtete Lutz Storr – sich einbrachten in den Erhalt des Hauses und seiner Entwicklung zu einer renommierten Kulturstätte. Oder die beachtliche Information von Prof. Dr. Stefan Koch, dass die Kunde von der Arbeit der Stiftung zur Bewahrung des musikhistorischen und musikwissenschaftlichen Erbes der Familie Scharwenka sogar zu Anfragen nach Noten der Scharwenkas bis aus den USA, Neuseeland und – mit einem Augenzwinkern- auch aus Erkner führten. Was natürlich nicht geringzuschätzen ist, weil der Berliner Klavierbauer Carl Bechstein viele Jahre in Erkner lebte und Xaver Scharwenka einer der Bechsteinschen Test-Pianisten gewesen sein soll. Heute schätzen sich alle Klaviersolisten, die im Scharwenka- Kulturforum auftreten, glücklich, dass sie an einem echten Bechstein-Flügel musizieren können.
Im Scharwenka-Verein wurde dieser Tage der Begriff „Scharwenkern“ kreiert, was soviel heißen soll wie: Ins Scharwenka Kulturforum kommen, Kultur von klassischer Klaviermusik bis unterhaltsamen Gartenkonzerten im Grünen erleben, bei Kaffee und Kuchen interessanten Persönlichkeiten zuhören, kulturinteressierte Menschen kennenlernen und sich einfach in anregender Umgebung wohlfühlen. Dazu laden die Vereinsmitglieder auch in den nächsten Jahren ein.