Es ist ein Glücksfall, dass gerade die Familie Kurzweg das heruntergekommene „Schmelinghaus“ an den Bad Saarower Wierichwiesen gekauft hat. Denn sie hat das geschichtsträchtige Anwesen nicht nur modern umgebaut, sondern mit der Sanierung und Einrichtung auch die Erinnerung an den damaligen Architekten Harry Rosenthal (1892-1966), den ersten Eigentümer, den Maler Bruno Krauskopf (1892-1960) und dem ihm nachfolgenden Bewohner Schwergewichtsboxweltmeister Max Schmeling (1905-2005) wach gehalten.
So empfanden es auch die zahlreichen Besucher im Scharwenka Kulturforum, in dem Marco Kurzweg in der Gesprächsreihe „Hör mal“ viel über die Geschichte des Hauses, seine berühmten Bewohner und die gelungene Sanierung zu erzählen hatte. 2017 eröffnete er es mit einer privaten Wohnung und drei Gästewohnungen, einem großen Garten und einem (originalgetreuen) neun Meter breiten und 20 Meter langen Naturpool. Ganz bewusst nennt er das heute wieder reetgedeckte Haus (darunter feuersichere Folie) Krauskopf-Schmeling-Haus. Denn Schmeling hatte mit seiner Frau, der Schauspielerin Anny Ondra (1903-1987) hier nur wenige Jahre gelebt, von 1933 bis 1938 gelebt, um sich Ruhe fernab vom Trubel zu gönnen. Dass die meisten Saarower nur vom Schmeling- und nicht vom Krauskopf-Haus sprechen, bestätigt nur: Die Legende lebt. Kaum ein Sportler soll in Deutschland über Generationen heute noch so bekannt sein wie Max Schmeling. In seinem Bett aber können die Feriengäste nicht mehr schlafen.
Denn als Kurzwegs das Anwesen kauften, gab es keine alten Möbel mehr, mehrere Brände hatten auch viel von dem ursprünglichen Gebäude dahingerafft. Die Handwerkskammer Leipzig betrieb es bis 1990 als Ferienobjekt, in dem vieles aus praktischen Gründen und Materialmangel verändert und verschandelt worden war.
Mario Kurzweg zeigte viele historische Fotos und lobte Rosenthals architektonische Leistung, seiner Zeit voraus: Wasserklosett, großes Atelierfenster, Schiebetüren, großzügige Sichtachsen und außerordentlich praktische Gauben und Überdächer, die das Haus vor Regen schützten. „Eine geniale Lösung“, findet Kurzweg. Wie das Haus eingerichtet war, entnahmen die Investoren unter anderem aus Zeitschriften wie „Die Dame“, die schon damals zahlreiche Fotos von der Innenausstattung in einer Art Homestory veröffentlichte.
Als Max Schmeling nach seinen siegreichen Kämpfen aus den USA zurückgekehrt war, hatte er „einen Sack voll“ Geld, das er anlegen wollte, berichtete Kurzweg. Über eine „Strohfrau“ kaufte er das Krauskopf-Haus anonym. Als er Anny Ondra am 6. Juli 1933 in Bad Saarow heiratete, soll es sehr heiß gewesen sein und nach dem Essen sei die ganze Gesellschafft auf das Anwesen am Dudel gezogen, um in dem Pool zu baden. „Am Abend gab es ein großes Feuerwerk, von dem ganz Saarow was hatte“, wusste Kurzweg zu erzählen. Dennoch besitze das Haus keinen Spirit von Schmeling. „Ich habe keinen Boxhandschuh gefunden.“ Aber die Flure schmücken heute historische Fotos und Zeitungsausschnitte aus Schmelings jungen Jahren. Überhaupt ist die Raumanordnung, die Ausstattung der Zimmer und die Möblierung dem Stil der 1930er Jahre angepasst. Sogar der klinkergemauerte Kamin ist dem alten auf den Fotos sehr ähnlich. Die vielen Trophäen erzählen von Schmelings Jagdleidenschaft. Durch die 4 Meter hohe Ateliertücher betritt man heute wie damals den Garten direkt vor dem Pool. Die Devise der Sanierer: So nah am Origina wie möglich, aber auch modern, um den heutigen Ansprüchen zu genügen.
Auch wenn die Öffentlichkeit (außer die Feriengäste) keinen Zugang zum Krauskopf-Schmeling-Haus hat, das gepflegte Anwesen nur von außen bewundert werden kann, haben Marco Kurzweg und seine Frau mit viel Liebe, Herzblut (und natürlich auch Geld) dafür gesorgt, dass Bad Saarower Berühmtheiten nicht in Vergessenheit geraten. Dafür bekamen sie an dem Abend anerkennenden Applaus.
Fotos: Vera Jaspers und Ruth Buder