Karim Shehata, der Klaviersolist ägyptischer Herkunft, ist im Scharwenka Kulturforum sozusagen ein Wiederholungstäter. Als solchen begrüßte ihn in seiner gewohnt humorvollen Art auch Vereinsmitglied Friedemann Mewes. Die Strapaze, die der Pianist tags zuvor mit acht Stunden für die Autofahrt von München bis Bad Saarow ertragen musste, merkte man dem Spiel des Profis an diesem Abend natürlich überhaupt nicht an. Im Gegenteil: Von der ersten Minute an erreichte er die Zuhörer mit seinem exzellenten Vortrag. In diesem hatte er mit Werken von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Frederic Chopin, Claude Debussy und Sergej Rachmaninov auch für den Laien erkennbar sehr anspruchsvolle Stücke ausgesucht. Und natürlich erwies er auch dem einstigen Hausherrn Xaver Scharwenka mit zwei Klavierstücken – einem Menuett und einem Scherzo – im Jahr seines 100. Todestages die ihm zustehende Ehre.
Wenn man als Berichterstatterin von manchem eine Ahnung hat, von Musik aber eben nicht und nur mit der Einschätzung aufwarten kann, gefiel mir oder gefiel mir nicht, ist es schwer, das Werk eines solchen Künstlers ausreichend zu würdigen. Aber wenn einen die Musik so sehr berührt, dass man überhaupt nicht merkt, wie die Zeit vergeht und darüber hinaus Gänsehaut bekommt angesichts der Rasanz, mit der die Finger des Pianisten über die Tasten fliegen, wie er schwer zu spielende Stücke mit einer Leichtigkeit intoniert, dann ist auch für den Musik-Laien alles erreicht, was möglich ist. Und man fragt sich, wie ein Gehirn die Abfolge so vieler Noten speichern und dann so mitreißend wiedergeben kann? Im Publikum des Scharwenka-Hauses gibt es natürlich, wie auch dieses Mal, genügend Kenner und Musikliebhaber, die nicht nur treue Gäste sind, sondern solche Leistungen mit enthusiastischem Beifall und Bravo-Rufen honorieren. In den kurzen Pausen, in denen Shehata sich auf das nächste Stück einstimmte und man ihm seine Konzentration sehr deutlich ansah, hätte man eine Stecknadel in dem kleinen Konzertsaal fallen hören können. Kein Wunder, dass er natürlich auch nicht ohne Zugabe den Abend beenden durften, den die Anwesenden lange in Erinnerung behalten werden. Unter den Gästen war auch Tamara Bauer, die in Potsdam wohnt und dort als Ärztin arbeitet, in Dahmsdorf aber auch zu Hause ist. Sie war nicht zum ersten mal zu Gast im Scharwenka-Haus. Auf die Frage, was sie immer wieder hier her zieht, sagte sie: „Das ist so eine tolle Kultureinrichtung, da muss ich kommen, wenn ich Zeit habe. Die Veranstaltungen in den großen Häusern in Berlin oder Potsdam, die habe ich hinter mir, aber das hier ist in seiner Intimität, in seinem Ambiente etwas ganz Besonderes. Und sie haben ja hier schon Größen der Kultur gehabt, da staunt man nur. Wenn ich mich beruflich zur Ruhe setze und einen Nachfolger für meine Praxis gefunden habe, was außerordentlich schwer ist, dann ziehe ich ganz und gar in die schöne Gegen hier. Und dann werde ich auch Mitglied Ihres so rührigen Vereins.“ Na, wenn das keine prima Aussicht ist – wir nehmen Sie beim Wort, Frau Doktor!