Engelssaiten ein „Duo der Extraklasse“

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Die Redensart ist eine rhetorische Frage und fordert den Angesprochenen auf, sich in seiner Umgebung näher umzusehen und mit seiner derzeitigen Lage anzufreunden. Es könnte durch das Gedicht „Erinnerungen“ von Goethe entstanden sein:

Willst du immer weiterschweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
denn das Glück ist immer da.

Warum beginnt dieser Bericht über die Veranstaltung „Engelssaiten“, am 01.06.2024, im Scharwenka Kulturforum, gerade so?

Weil genau diese Redensart mir durch den Kopf ging, als sich auf der Bühne Geige und Harfe zu einem Duo trafen. Stephen Fitzpatrick mit seiner Harfe und Andreas Jentzsch mit der Geige sind wahre Meister ihrer Instrumente. Besseres kann man auch nicht in den Opernhäusern der Hauptstadt hören. Die Künstler sind zum Greifen nah und auch die Instrumente.

Die Harfe stand auf der Bühne und funkelte golden. Sie ist ein Musikinstrument, dass nicht alle Tage so nah bewundert werden kann. Die Gäste nahmen sie in der Pause in Augenschein. Sie war, neben den Künstlern, der absolute Hingucker.

Auch die Geige erregte meine Aufmerksamkeit, weil im Programm oft der Begriff „Violine“ erschien. Echte Kenner wissen um den Unterschied. Für alle Anderen, kommt hier die Aufklärung.

Bei Frage, ob Geige und Violine das gleiche sind, geraten viele ins Grübeln. Sie sind also in bester Gesellschaft.

Um die Auflösung vorweg zu nehmen: Beide Worte sind richtig und geben dem gleichen Instrument einen Namen.

Doch woher kommt es eigentlich, dass unterschiedliche Namen für den gleichen Gegenstand gebraucht werden? Die Umgebung macht den Unterschied – mehr nicht.

In einfacheren Kreisen sprach und spricht man von der Geige. In vornehmeren Kreisen wird das Instrument Violine genannt. Die Geige war eher ein Instrument des Volkes und des Volkstums, obwohl es das gleiche Musikgerät ist.

Jetzt bin ich aber abgeschweift, vom Bericht. Die Musik war erste Klasse und die beiden Künstler gut gelaunt. Zwischen den Programmpunkten gab es immer eine kleine Geschichte zum nächsten Musikstück und des entsprechenden Komponisten.

Jetzt mal ehrlich, wo finden wir eine solche Veranstaltung in Berlin, also in der Ferne?

Nur hier, in Bad Saarow, also ganz nah, gibt es so etwas Schönes.