„Die Jungen brauchen eine Bühne“

Publikum begeistert von Verenas Soulstimme/ Bold'n Reckless rockten den Scharwenka-Garten
Die junge Band Bold’n Reckless: Milo Lampe, Lukas Hoffmann, Charlotte Ringmann, Geburtstagskind Corvin Wittback und Karla Wolfram (v.l.) kurz vor ihrem Auftritt.

Pünktlich zur Kaffeezeit hörte der Regen auf und der frisch gewaschene Garten des Scharwenka Kulturforums füllte sich zusehends. Die Frauen des Vereins verkauften den guten, viel gelobten Kuchen und die Männer grillten Würstchen – bis zum angekündigten Auftritt der jungen Musiker und Sängerinnen aus Frankfurt Oder) war schließlich noch etwas Zeit. Die nutzte Ilona Genschmar, stellvertretende Vereinsvorsitzende, um interessierten Besuchern das einzige Musikermuseums Brandenburgs zu zeigen, das sich dem vor 100 Jahren verstorbenen Erbe des Pianisten, Komponisten und Musikpädagogen Xaver Scharwenka widmet.

Freundliche Damen vom Verein am Kuchenstand – bei den Open-Air-Konzerten wird in der Saison immer zum Kaffeegarten eingeladen.

Dann war es soweit! Und obwohl die Organisatoren vor allem junge Leute für das zweite Kurkonzert in diesem Jahr angesprochen hatten, waren besonders die jung Gebliebenen gekommen. „Bold’n Reckless“ nennt sich die noch sehr junge Rockband aus der Oderstadt, die erst vor einem Jahr zusammengefunden hat. Alle noch Schüler, alle erst zwischen 14 und 17 Jahre: Milo Lampe (14) am Schlagzeug, Lukas Hoffmann (17, Gitarre), Sängerin Charlotte Ringmann (17), Corvin Wittback (Bass – er feierte am Auftrittstag seinen 17. Geburtstag) und Karla Wolfram (14) am Keyboard.

Angesprochen werden sollte vor allem die Jugend zu dem rockigen Kurkonzert, aber gekommen waren die Junggebliebenem mit großem Interesse an den Leistungen der jungen Musiker
Aber ganz junge Gäste waren auch gekommen: Lillian Victoria (5) und Luis Maximilian (3) aus Storkow mussten bei der rockigen Musik unbedingt tanzen

Was sie boten, konnte sich hören und sehen lassen, englischsprachige Rocktitel, manche gecovert, einiges selbst getextet und komponiert. Ganz stolz beobachte am Rande Norbert Leitzke seine junge Truppe. Der 72-Jährige, der sich in seinem Berufsleben und auch als Rentner stets um die Jugendarbeit in Frankfurt (Oder) kümmerte, gilt als Ziehvater der Band und hat auch den Auftritt im Scharwenka Kulturforum vermittelt. „Es ist wichtig, dass sie sich mit ihren Talenten zeigen können und Anerkennung finden“, so der Sozialarbeiter.

Der Frankfurter Sozialarbeiter Norbert Leitzke mit seinem Ziehkind – Verena hat eine wundervolle Soulstimme und hat das Ziel, ganz nach oben zu kommen.

Ganz nah an seiner Seite auch Verena de la Caridad und der sie begleitende Gitarrist Jim Tonik. Die Zuschauer waren begeistert von dem Duo und besonders von Verena. Sie wurde vor 17 Jahren in Havanna geboren und ist in Deutschland aufgewachsen. Ihr deutscher Vater ist bereits verstorben, sie lebt mit ihrer kubanischen Mutter in Frankfurt (Oder). Ihre Soulstimme, ihre ganze Gestik erinnerten sehr an die berühmten und bereits verstorbenen Soul- und Jazzsängerinnen Amy Winhouse oder Etta James. „Aus der wird bestimmt noch mal ein Star“, hörte man immer wieder aus den Reihen des Publikums.
A star was born im Scharwenka-Garten? Wir werden sehen… Trotz Erkältung und angeschlagener Stimme zog Verena ihr Programm durch, auf eine Zugabe musste das Publikum rücksichtsvoll verzichten. Denn am Abend hatte das Duo noch einen Auftritt beim Lichterfest in Schönfließ.

Alles, was Verena kann, hat sie sich bisher selbst angeeignet, erzählte am Rande ihr Manager Norbert Leitzke. Erst seit kurzem bekomme sie einmal in der Woche Gesangsunterricht, weil es gelungen sei, für sie ein Stipendium zu ergattern. Ihre Mutter könnte die Gebühr nicht bezahlen. „Es gibt so viele junge Leute aus ärmeren Familien, die besser gefördert werden müssten“, ist Norbert Leitzke überzeugt. Am 20. September dürfen seine musikalischen Schützlinge anlässlich des Weltkindertages erneut auftreten – im Kleist-Forum in Frankfurt (Oder). „Sie brauchen alle eine Bühne.“

Vereinsvorsitzende Vera Jaspers verschenkt zum Schluss „süße Tütchen“ an die jungen Musiker und Sängerinnen.
Schlussbild: Noch einmal Applaus für alle Beteiligten des Kurkonzerts

 

Der Verein Scharwenka Kulturforum e.V. bedankt sich bei all seinen Gästen für die kleinen und großen Spenden für den Unterhalt des Hauses, die Durchführung von Veranstaltungen und für die die neue stationäre Bühne, die im nächsten Jahr errichtet werden soll.