Gesundheitstipps vom „Nervendoktor“

Prof. Dr. Julius Dengler, Ärztlicher Direktor und Leiter der Neurochirurgie zu Gast
Waltraut Tuchen im zwanglosen Gespräch mit Prof. Dr. Julius Dengler

Nach der Sommerpause wegen der zahlreichen Konzerte im Scharwenka-Garten hat nun die Saison für die beliebte Reihe „Hör mal zu“ wieder begonnen. Erster Gesprächsgast war Prof. Dr. Julius Dengler. Seit einem Jahr ist er der Ärztliche Direktor des Helios Klinikums Bad Saarow und gleichzeitig Leiter der Neurochirurgie. Und er ist relativ neu in Bad Saarow. Der 44-Jährige ist von Berlin mit Frau (sie ist auch Ärztin im Saarower Klinikum) und Sohn an den Scharmützelsee gezogen, hat die Charité mit dem überschaubaren und weniger anonymen Helios Klinikum getauscht. Nach 14, 15 Jahren in der Großstadt hat er den „Schritt nach draußen“ nicht bereut, wie er gegenüber Waltraut Tuchen bekannte. Sie führte eineinhalb Stunden durch den Abend und fragte den „Doktor“ nach allen Regeln der (journalistischen) Kunst aus: zur Familie, zu seinen Ess- und Lebensgewohnheiten, zum Krankenhaus, zu den Details der Neurochirurgie, ob man Nerven auch sehen kann, ob er auch Verwandte operieren würde, zur Zufriedenheit der Patienten, zu Lauterbachs Krankenhausreform und, und, und. Letztere hält Julius Dengler für dringend nötig. „Bei aller Kritik: die Grundidee stimmt.“ Deutschland habe über 2000 Krankenhäuser, da müsse man „nachschärfen“ und neu strukturieren. Allerdings findet er auch, dass die Krankenhäuser in unserer Region „sinnvoll aufgestellt“ sind im Gegensatz zu oft über proportionierten Ballungszentren. Gut findet er auch den angestrebten „Klinikatlas“, an dem sich Patienten orientieren könnten.

Die Besucher nutzten reichlich die Möglichkeit, Fragen an den Mediziner zu stellen

Auf die Frage, wo die Unterschiede zwischen Neurologen und Neurochirurgen liege, sagte Julius Dengler: „Wissenschaftlich trennt uns nicht viel, klinisch schon. Die Neurochirurgen sind die Schneidenden.“ Früher habe man auch „operative Neurologie“ gesagt. Erkrankungen an den peripheren Nerven, am Hirn und an der Wirbelsäule gehören zu seinem Aufgabengebiet. Die meisten seiner Patienten leiden an degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen, Bandscheibenproblemen und Spinalkanalstenose (Verengung des Wirbelkanals). Jeder bekomme im Laufe seines Lebens eine Spinalkanalstenose, aber nicht jeder leide, sagte der Professor.

Das zunehmende Alter sei ein Grund für zunehmende Krankheiten in diesem Fachbereich, die Menschen wollten heute auch mit 80 noch schmerzfrei sein und das Leben genießen. Als Tipp fürs gesunde Altern hat Julius Dengler ganz einfache Antworten: nicht zu viel essen und nicht zu spät, denn ein guter Schlaf sei „Reinigung“ im Neurobereich, weil viele Schadstoffe abtransportiert würden. Man müsse nicht jede Woche zweimal Sport treiben, wenn man in seinen Alltag ausreichend Bewegung einbaue, findet er. „Das Körpergewicht beachten und aktiv sein“, so sein Tipp. „Und wer im sozialen Verbund lebt, hat eine höhere Lebenserwartung.“ Auf die Frage, ob er gern operiert, sagte der Neurochirurg. Ja, weil er gern Menschen helfe. Insgesamt mache die Arbeit eines Arztes, der auch mit viel Leid konfrontiert werde, demütig. Den Chef rauszuhängen sei nicht seine Art, er arbeite lieber im Stillen, stelle sich nicht gern in den Mittelpunkt. „Ich gehöre nicht zu den Narzissten.“ Er entlasse lieber Mitarbeiter in die eigene Verantwortung, dabei würden sie am meisten lernen. Leidenschaftlich gern arbeite er auch wissenschaftlich. Momentan arbeite er an einer „Gebrechlichkeitsstudie“. Es sei wichtig, Strukturen der universitären Forschung gemeinsam mit der Medizinischen Hochschule Brandenburg und Kliniken wie Bad Saarow im Umfeld von Berlin zu entwickeln, um ein Gegengewicht zur Hauptstadt zu entwickeln.

Etwas makaber – aber auch für den Arzt gab es eine „Moorleiche“, das hochprozentige Dankeschön-Geschenk des Scharwenka Vereins

Dass der Posten des „Ärztlichen Direktors“ nur ein Posten auf Zeit ist, stört ihn offenbar nicht. Und auf die letzte Frage, was er denn gern noch mal machen möchte: „Ich könnte mir auch vorstellen mal ein Jahr in der kanadischen Wildnis ohne Strom zu leben.“