
Johannes Friedemann weiß sein Publikum zu begeistern. Er, der bereits internationale Bekanntheit durch seine Interpretation von Beethovens 5. Klavierkonzert beim Jubiläum der Berliner Philharmonie erlangte, ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe in Deutschland und Italien. Seine Ausbildung führte ihn über Düsseldorf und Italien bis nach Zürich, wo er seinen Master im Fach Klavier mit Auszeichnung abschloss. Wichtige künstlerische Impulse erhielt er von Vladimir Ashkenazy. Konzertreisen führten ihn unter anderem nach Venedig, Leipzig und 2023 nach Dubai, wo er ein Klavierkonzert zur Weltklimakonferenz uraufführte.
Das Programm in Bad Saarow spannte einen weiten Bogen und wurde von Friedemann kenntnisreich moderiert:
- W. A. Mozart: Klaviersonate A-Dur KV 331
Besonders berühmt ist der dritte Satz, der „Alla Turca“ – oder auch „Türkischer Marsch“. Unter Musikern trägt er liebevoll den Spitznamen „das klingende Croissant“, wohl wegen seines tänzerisch-leichten Schwungs.
- L. v. Beethoven: Mondscheinsonate op. 27 Nr. 2
Beethoven selbst gab seiner Sonate den nüchternen Titel „Sonata quasi una fantasia“. Erst Jahre nach seinem Tod beschrieb der deutsche Musikkritiker Ludwig Rellstab das Werk als eine nächtliche Bootsfahrt über den Vierwaldstättersee- daher blieb der poetische Vergleich als „Mondscheinsonate“ hängen, der sich bis heute eingebürgert hat.
Zum zweiten Satz sagte man später poetisch: „eine Blume zwischen zwei Abgründen“, weil er wie eine Atempause, wie ein freundlicher Lichtstrahl zwischen monumentalen, tragischen Sätzen aufleuchtet.
- Franz Liszt: Vallée d’Obermann
Ein philosophisch angehauchtes Werk, inspiriert von Étienne de Senancours Romanfigur Obermann, die existenzielle Fragen nach Sinn und Erfüllung stellt.
- Franz Liszt: Drei Liebesträume
Hier erläuterte Friedemann die unterschiedlichen Bedeutungen:
Der erste Liebestraum steht für göttliche Liebe, der zweite für die Liebe zwischen Mann und Frau. Der dritte schließlich – „O lieb, so lang du lieben kannst“ – entstand vor dem Hintergrund von Liszts leidenschaftlicher Beziehung zu Marie d’Agoult. Mit ihr floh er aus Paris nach Genf, um dem gesellschaftlichen Gerede zu entkommen. Dort wurden drei gemeinsame Kinder geboren, darunter die zweite Tochter Cosima, die später Richard Wagner heiratete. Gerade diese biografische Dimension gibt dem dritten Liebestraum seine unverwechselbare emotionale Tiefe.

- Sofia Gubaidulina: Der Trommler
Ein kurzes, aber markantes Miniaturstück. Wie ein „Schnappschuss“ zeichnet es mit rhythmischen Akzenten die Gestalt eines Trommlers nach – kraftvoll und pointiert, gerade durch seine Kürze. - Frédéric Chopin: Scherzo Nr. 1 h-Moll
Ein Werk voller Gegensätze – zwischen Dramatik und lyrischer Innigkeit. In der Mittelpartie zitiert Chopin ein polnisches Wiegenlied, das bis heute fast jedes Kind in Polen kennt. Zeitgenössische Pianisten bemerkten, dass nur ein Pole diese Stelle „wirklich von innen heraus“ spielen könne. Franz Liszt, der Chopin sehr bewunderte, aber auch ein wenig neidisch auf ihn war, empfand gerade dieses Scherzo als ein Meisterwerk von einzigartiger Tiefe. Johannes Friedemann beherrschte es graziös.
Als Zugabe erklang noch Robert Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ aus dem „Album für die Jugend“ – ein poetischer, inniger Abschluss dieses besonderen Konzertabends.
Das Publikum im Scharwenka Kulturforum zeigte sich von der Mischung aus virtuoser Technik, emotionaler Ausdruckskraft und lebendiger Moderation von und mit Johannes Friedemann begeistert und feierte den Pianisten mit langem Applaus.

Am Wochenende konnte die Gemeinde eine Delegation aus der polnischen Partnergemeinde Koczała herzlichst begrüßen, drei von ihnen hatten das Konzert im Scharwenkahaus besucht. Zur Delegation gehörten: Grzegorz und Dominika Pietrzak, der Gemeindevorsteher mit seiner Frau, Przemysław und Izabela Kruk, Vorsitzender des Gemeinderates und aktiver Feuerwehrmann und seine Frau, Romuald Ziółtkowski, stellvertretender Vorsitzender des Gemeinderates und Landwirt, Marek Zabłocki, erfahrener Feuerwehrmann (sehr aktiv bei der Partnerschaft der Feuerwehren Bad Saarow und Koczała, und jetziger Betreuer der Jugendfeuerwehr, Deutschlehrerin Katarzyna Kiełpińska und Wiesława Lisek-Fronczak, Direktorin der Schule und lange Begleiterin der deutsch-polnischen Partnerschaft.
Text und Fotos: Kerstin Schulze