Wer an diesem Abend etwas zeitiger im Scharwenkahaus eintraf, um bei der Veranstaltung einen guten Platz zu bekommen, erlebte sofort eine sehr quirlige temperamentvolle kleine Frau, die hin und her lief, Licht und Ton noch mal checkte und dann auch schon zwischendurch erste Bücher signierte und mit den Gästen plauderte. Also keine stille Meditation in der Künstlergarderobe vor dem Auftritt! Sofort mittendrin und dem Publikum zugewandt erlebte man hier eine interessante Persönlichkeit- die erfolgreichste Berliner Eiskunstläuferin Christine Stüber-Errath. Sie machte dann als erstes eine kleine Liebeserklärung an Bad Saarow. Sie war hier sehr oft mit ihrem Ehemann Paul, der leider in diesem Jahr verstorben ist. Es war schon immer ein Sehnsuchtsort, verbunden mit sehr vielen glücklichen Erinnerungen. Und das war auch immer wieder das Stichwort an diesem Abend: Erinnern, in schöne Erinnerungen investieren und diese wollte sie nun gemeinsam mit den Gästen hervorholen. Denn die meisten waren ja gekommen, weil sie diese tolle Eiskunstläuferin und ihre großartigen Bewegungen auf dem Eis in den 70er Jahren mit verfolgt hatten.
In einer wunderbar erfrischenden und humorvollen Art berichtete sie über die Anfänge ihrer sportlichen Laufbahn. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Mutter der 5jährigen Christine dringend einen Bewegungssport suchte, bei dem das Kind sich austoben konnte-auch jetzt noch mit knapp 69 Jahren stand sie kaum eine Minute still. Ballett wäre passend gewesen, aber es gab keine Schule in der Nähe, dafür eine Rollschuhbahn. „Die kleene Errath, die nehmen wir mit aufs Eis. Die ist zwar pummelig, aber ulkig!“- das war der entscheidende Satz der Trainerin Frau Hansen, der den Weg vom Rollschuhlaufen zur Eisprinzessin frei machte.
Mit vier kurzen Filmen wurde an einige Etappen des Lebens der Sportlerin erinnert. Darunter u.a. ein kurzes Gedenken an den Sportkommentator Heinz Florian Oertel, der den Gästen, die in der DDR gelebt hatten, selbstverständlich ein Begriff war und später ein großes Vorbild für ihre Reporterkarriere wurde.

Auch über andere wichtige Wegbegleiter erzählte Frau Stüber-Errath. Besonderer Dank galt natürlich ihrer Mutter, die die zahlreichen Kostüme nähte und der Trainerin Inge Wischnewski, die das Talent des Mädchens formte und bis zur 2-maligen Europameisterin und Weltmeisterin 1974 führte.
Amüsant waren die Anekdoten zum Stoff ihrer Kostüme, die sie auch im Publikum rumreichte. Man erfuhr dann auch den genauen Grund über das Ende ihrer Sportkarriere, und den schweren Abschied, der noch mit einer unschönen Erinnerung verbunden ist.

Können Sie noch sitzen? fragte sie die Gäste zwischendurch immer mal wieder und erzählte dann sofort von einem weiteren Erlebnis in ihrem ungewöhnlichen Leben.
Viele Geschichten, z. B. über ihre Fernsehkarriere, die Vorbereitung und den Auftritt bei der „Nacht der Prominenten“ am Trapez, den Film mit ihrem Jugendschwarm Frank Schöbel, die Arbeit zum Spielfilm „Die Anfängerin“ sind Beispiele für ein anderes Lebensmotto „Erkunde und akzeptiere deine Grenzen“. Die Zeit war schnell vorbei. Wer mehr wissen wollte, konnte sich ihr Buch kaufen, das sie dann auch gern signierte. Mit herzlichen Worten und Dank an das Team vom Scharwenkahaus für die Einladung und die liebevolle Betreuung verabschiedete sich Frau Stüber-Errath.

Ein Motto wurde den Gästen zum Ende noch mitgegeben, welches auch Mut macht, bei Lebenskrisen nicht aufzugeben:
Es ist nicht schlimm Hinzufallen, man muss nur wieder Aufstehen können!
(Zitate (Kursiv geschrieben) wurden aus dem Buch „Meine erste 6,0“ -Die beeindruckende Lebenskür der Christine Stüber- Errath verwendet. Für die Bereitstellung einiger Fotos danken wir Herrn Ingo Petzky)