Chinas Kinder

Moderne Rebellen in einer alten Welt

Im Rahmen der Reihe“Bad Saarow geht fremd“, initiiert vom Förderverein Kurort Bad Saarow e.V.   stellten  die Sinologin Sonja Maaß  und der Autor Jörg Endriss ihr Buch „China Kinder – moderne Rebellen in einer alten Welt“ vor. Im Rahmen eines Austausches  reisten die Autoren, mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung,  mehrere Monate quer durch China. Im Ergebnis entstand das Buch. Es enthält 30 Porträts junger Chinesinnen und Chinesen, die die Geschichte ihres Landes  in den nächsten Jahrzehnten prägen werden.

Sie interviewten Oberschüler, Studenten und junge Wanderarbeiter, die ihren Platz im Leben  einer Gesellschaft im Umbruch  suchen. Zum Beispiel die 20-jährige Studentin, die ihr Studium schwänzte, um für Wochen bei Bauern  in Tibet zu leben, um sich ein eigenes Bild von Verhältnissen dort zu machen. Vor 10 Jahren wäre so etwas in China undenkbar gewesen. Sie berichten vom Leben des 16-jährigen Oberschülers, der einen strengen Schulalltag von 7 bis 19 Uhr täglich absolviert und danach noch mit Freunden lernt, um auf die strengen Aufnahmeprüfungen an einer der Universitäten gut vorbereitet zu sein. Der Erwartungsdruck von Familie und Gesellschaft lastet schwer auf den jungen Leuten. Sie erzählen vom jungen Wanderarbeiter, der auf den Baustellen und in der Chipfabrik schuftet, danach aber Gedichte über sein Leben schreibt und einem Zirkel von Arbeiter-Dichtern angehört. Sie zeichnen das Bild einer Generation, die hoch motiviert,  gebildet, aber streng erzogen wird; die wissbegierig, aber zugleich nachdenklich einen Weg zu einem selbstbestimmten Leben sucht,  zwischen jahrtausendealten Traditionen, kommunistischer Einparteien-Herrschaft und   High Tech Gesellschaft.  Und  die Autoren zeichnen damit zugleich das Bild des heutigen China, das in kurzer Zeit den Aufstieg von rückständigen Agrar- und Industrieland zur Werkbank der Welt und zum globalen High Tech Standort geschafft hat. Wenn man aus China zurück kommt, so auch der Moderator, der Journalist Mirko Schwanitz, der sich ebenfalls in China auskennt, merkt man, dass Deutschland zum  Entwicklungsland geworden ist, was die Umsetzung der digitalen Revolution betrifft.