Talk mit Neu Golmer Ortsvorstehern

Gerlinde Stobrawa hatte Gerhard Rutschke und Dr. Oswald Rehmann zu "Hör mal zu" eingeladen

Es war keine Minute langweilig, als Gerhard Rutschke und Dr. Oswald Rehmann aus ihren Leben plauderten. Gerlinde Stobrawa hatte am Freitagabend den ehemaligen und den jetzigen Ortsvorsteher von Neu Golm, einem Ortsteil von Bad Saarow, ins Scharwenka Kulturforum eingeladen, weil „auch mal die zu Wort kommen sollen, die sich täglich für andere einsetzen“. Beide Männer ließen ihr Leben Revue passieren. Der 81- jährige Gerhard Rutschke bekannte, mit der Schule nicht viel am Hut gehabt zu haben, er wäre gern Pastor geworden, „weil ich da nur am Sonntag hätte arbeiten müssen.“ Aber aus dem faulen Schüler, der später die zehnte Klasse nachholte, ist immerhin noch ein tüchtiger Klempnermeister und nach der Wende engagierter Kommunalpolitiker geworden. Oswald Rehmann stammt aus Mecklenburg und kam über seinen Beruf als Mediziner nach Bad Saarow, arbeitete zu DDR-Zeiten in der damaligen Militärmedizinischen Akademie (MMA), die nach der politischen Wende privates Krankenhaus wurde. Rehmann hatte in der MMA auch wissenschaftlich gearbeitet und promoviert, sein Fachgebiet ist die Anästhesie. Bis zu seiner Rente war er im Helios-Klinikum stellvertretender Klinikleiter und Chefarzt der Anästhesie. „Unter den Kollegen war ich immer der Betäuber“, scherzte der 72-Jährige, der – im Gegensatz zu seinem einheimischen Vorgänger – erst 1993 nach Neu Golm gezogen ist. „Man wird kein Neu Golmer, wenn nicht schon zwei Generationen dort gelebt haben“, glaubt er. Über die Vorbereitungen zur 600-Jahr-Feier des Ortes im Jahr 2018 sei er näher an die Akteure in der Gemeinde gerückt und so zu dem jetzigen Ehrenamt gekommen. Gleichzeitig leitet er den örtlichen Heimatverein.

Gerlinde Stobrawa hatte die Neu Golmer Ortsvorsteher Gerhard Rutschke (l.) und Dr. Oswald Rehmann zu „Hör mal zu“ eingeladen

Die beiden Männer, so zeigte sich während des Gesprächs, sind verschieden, haben aber auch viele Gemeinsamkeiten. Einig waren sie sich in ihrer kritischen Einschätzung des Amtes Scharmützelsee, das sich zu sehr „mit sich selbst“ beschäftige und die Ortsteile „als Anhängsel“ betrachte. Für beide war es auch eine Herzensangelegenheit, angesichts des Krieges in der Ukraine am 6. März einen Friedensgottesdienst in der Neu Golmer Kirche zu organisieren. „Die Kirche war voll und wir haben fast 1000 Euro an Spendengeldern für die Flüchtlinge eingenommen“, berichtete Gerhard Rutschke. An der Orgel hat eine Russin den Gottesdienst begleitet: Valentina Ravva, die sich auch im Scharwenka-Kulturverein engagiert.

Sorgt für die musikalische Umrahmung: Friedemann Mewes, der ehrenamtliche Klavierspieler des Scharwenka Hauses