Der Traum vom Märchenschloss ist wahr geworden

Marina Runge, Chefin des Villa Contessa Resorts, zu Gast in der Talkreihe "Hör mal zu"
Marina Runge, Chefin der Villa Contessa (l.), im Gespräch mit Ruth Buder

 

Von Andreas Wendt

In Bad Saarow gibt es in diesem Jahr viele Gründe zu feiern: Vor 100 Jahren ist aus den Gutsbezirken Saarow und Pieskow die Landgemeinde Bad Saarow gegründet worden – und vor 25 Jahren hat sich eine Frau einen Lebenstraum verwirklicht und aus einem heruntergekommenen Haus am Ufer des Scharmützelsees ein Märchenschloss gezaubert – die Villa Contessa. Deren Chefin Marina Runge war am Freitagabend zu Gast im Scharwenka-Haus und hat beim Talk mit Ruth Buder in der Reihe „Hör mal zu“ nicht nur über ihr Familienunternehmen erzählt.

Friedemann Mewes (r.) begleitete die Veranstaltung am Bechstein-Flügel und spielte Gershwin und Scharwenka.

Es gibt ein Leben von Marina Runge vor Bad Saarow, das sich weiter östlich an der deutsch-polnischen Grenze abgespielt hat: in Ratzdorf, wo die „Grande Dame“, wie sie heute als Hotelchefin gern bezeichnet wird, geboren ist. Hineingeboren in eine landwirtschaftlich geprägte Region und Familie. „Die Mutter hat gepflanzt, der Vater hat die Pflanzen angegossen und ich musste als Kind Tausende Hauben über die Pflanzen stülpen“, erzählt Marina Runge und lässt deutlich erkennen, dass ein Leben auf dem Feld nie ihr Ziel gewesen ist.

Die Sparkasse, bei der ihr der Vater eine Lehrstelle besorgte, sollte es trotz 28-jähriger Verbundenheit letztlich auch nicht sein, aber von der Ausbildung zum Finanzkaufmann, einem Fernstudium in Finanzökonomie und nach der Wende einem weiteren im Marketing konnte sie letztlich auch profitieren, als sie bei einem Spaziergang mit ihrem Mann in Bad Saarow die marode Villa mit den Säulen entdeckte und schon im Kopf einen Plan von ihrem Märchenschloss hatte. Das war 1997, und einen Sommer später, am 12.12.1998 eröffnete die Villa Contessa – zunächst als Frühstückspension.

Was Marina Runge vor 25 Jahren in Angriff genommen und mit Hilfe der Familie umgesetzt hat, grenzt rückwirkend wie ein Wunder: „Wir hatten kein Kapital. Unser gesamtes Geld war in unser Haus in Wellmitz investiert“, erinnert sie sich. Aber sie überzeugte ihren Noch-Arbeitgeber, die Sparkasse, mit einem 30-seitigen Unternehmenskonzept, schlug alle Warnungen in den Wind und machte einen Notartermin zum Kauf des Grundstücks, ohne die Finanzierung abgesichert zu haben.

Der Erfolg gibt ihr Recht. Inzwischen ist die Villa Contessa mit ihren 16 Suiten längst über die Grenzen von Bad Saarow hinaus bekannt, darf sich als 5-Sterne-Plus-Hotel bezeichnen und beherbergt Prominente aus aller Welt, über die Marina Runge aber nicht spricht – auch das gehört zu einem gut geführten Hotel. Dabei musste die Ostbrandenburgerin in all den Jahrzehnten private und auch berufliche Rückschläge verkraften, die sie nicht aus der Bahn geworfen haben: Der frühe Tod ihres Mannes beispielsweise oder der verheerende Brand im Februar 2016 im Wellness-Bereich. „Da guckst Du zu, wie es brennt und kannst nichts machen“, erzählt sie am Freitag im Scharwenka-Haus.

Doch weder der Brand noch das verordnete Beherbergungsverbot in der Corona-Zeit haben sie zurückgeworfen. Nach dem Feuer erweiterte sie sogar ihr Hotel und während Corona bot sie ihre Suiten dem überlasteten Personal des Bad Saarower Klinikums an. „Viele Ärzte haben das Angebot genutzt“, sagt sie. Dank ihrer prominenten Gäste, ihrem guten Ruf und ihrer perfekten Vernetzung kann sie auch Veranstaltungen wie den Charity-Abend für ukrainische Kinder im März 2022 ausrichten, an dem u.a. die Schauspielerin Mariella Ahrens und Dagmar Wöhrl aus der Sendung „Höhle der Löwen“ teilnahmen.

Gelungener Abend: Marina Runge (2.v.l) mit den Vereinsmitgliedern Ruth Buder, Angelika Gruhn und Sylvia Hauer

Und dank ihrer Familie bleibt die Villa Contessa ein Erfolgsrezept. Sohn, Tochter, Schwiegerkinder und Enkel packen mit an. Selbst ihr inzwischen 95-jähriger Vater beliefert die Villa Contessa mit Tomaten, Gurken und Kartoffeln. Insofern war es gar kein so schlechtes Omen, mit der Landwirtschaft groß geworden zu sein.

(Andreas Wendt, der Autor des Beitrags, ist Pressesprecher bei der GASAG-Gruppe Berlin. Er hatte die Veranstaltung besucht und gern darüber geschrieben. Vielen Dank!)