Der erste Auftritt des Brandenburgischen Konzertorchesters Eberswalde im Scharwenka Kulturforum war einfach grandios. Die Qualität der Musiker hatte sich offenbar bereits im Vorfeld herumgesprochen, denn der Garten war mit rund 150 Gästen sehr gut gefüllt, immer wieder mussten noch Stühle und Bänke herangeholt werden. Und als das letzte Stück Kuchen gegessen und die letzte Tasse Kaffee getrunken war, ging es los mit dem Programm „Tierisch musikalisch“. Affen, Flöhe, Pferde, Schmetterlinge, Elefanten, ja sogar Kuckuck und Papagei flogen, tapsten, trappelten und summten durch das kurzweilige Programm.

„In der Musik wimmelt es nur so von Tieren, in allen Kulturen, für Erwachsene wie für Kinder. Denken Sie nur an ‚Alle meine Entchen‘ oder ‚Der Kuckuck und der Esel‘“, stimmte Urs-Michael Theus, der musikalische Leiter, unterhaltsam auf das Konzert ein, um danach für eineinhalb Stunden mit seinem Orchester den Beweis anzutreten. Am Anfang kamen mit dem „Affen-Song“ aus dem Dschungelbuch die engsten Verwandten der Menschen zum Zuge, gefolgt von „In der Bar zum Krokodil“ von den Comedian Harmonists und der „Schmetterlingsjagd“ aus einem Ballettstück. Aus der musikalischen Komödie „Das Feuerwerk“ erklang das Lied „Ich hab ein kleines süßes Pony“, gesungen von der Sopranistin Helena Goldt, die mit ihrer wunderbaren Stimme und ihrem mimischen Talent dem Konzert das I-Tüpfelchen aufsetzte. Und wer genau hinhörte, vernahm das Wiehern des Cellos. Ebenso das Beißen und Stechen eines unliebsamen Plagegeistes: „Der Floh“ hatte es schon im Mittelalter Eramus Widmann angetan, hier bekam er sein lustiges Comeback. Viele Titel kannten die Besucher, so die „Glühwürmchen“ von Paul Lincke, den Gassenhauer „Mein Papagei frisst keine harten Eier“ von Walter Kollo, „Memories“ aus „Cats“ von Andrew Lloyd Webber, „Balu der Bär“ aus dem verfilmten Dschungelbuch, eine „Schwanensee“-Melodie von Peter Tschaikowski oder „Biene Maja“, bekannt geworden durch den Sänger Karel Gott. Herzlich gelacht wurde beim „Katzenduell“ von Rossini – hier auf der Scharwenka-Gartenbühne gesungen von Helena Goldt und Urs-Michael Theus. Und natürlich durfte im Reigen der Katzen der berühmte „Pink Panther“ nicht fehlen.

Das Orchester nahm das Publikum mit einer Filmmusik aus „Hatari“ mit in den Urwald zu den Baby-Elefanten. Zur Erzeugung rhythmischer Effekte bekamen zwei Herren in den ersten Reihen Regenmacher in die Hand gedrückt, um sie kräftig zu schütteln. Als der Schlagzeuger Gabor Bolyan bei seinem Solo für den „Hummelflug“ von Rimski-Korsakow meisterhaft die Holztasten des Xylophons zum Klingen und die Hummel zum Fliegen brachte, bekam er einen extra Applaus. Und auch das lernten die Besucher: Das Summen eines Insektenschwarms kann mit einer Geige erzeugt werden: Der Bogen muss ganz nah am Steg bewegt werden. „Das hört sich zwar scheußlich an“, bemerkte der Orchesterleiter, käme aber dem Naturereignis sehr nahe.



Die große Überraschung kam ziemlich zum Schluss und sprengte ein wenig das tierische Thema des Konzertes: Das Orchester spielte völlig unerwartet auch für die Vereinsmitglieder ein Stück von Xaver Scharwenka, den „Marsch“ aus seinem „Album für die Jugend“. Urs-Michael Theus hatte eigens für diesen Auftritt das Klavierstück orchestriert! Das Orchester bedankte sich damit für die Einladung nach Bad Saarow und brachte damit seine Wertschätzung für den Verein, der sich um das Werk und Erbe Xaver Scharwenkas verdient macht, zum Ausdruck. Als Dank erhielt für das beeindruckende Kurkonzert erhielt das Orchester eine nicht käuflich zu erwerbende CD mit einem Feature zum Leben und Werk Scharwenkas und der Arbeit der Scharwenka Kulturforums e.V. Nach einem langanhaltenden Applaus und einer weiteren Zugabe gab es dann das gegenseitige Versprechen: Im nächsten Sommer sehen wir uns im Scharwenkagarten wieder!

