Klassik im Scharwenka-Garten – geht das? Und wie das ging!

Sayaka Schmuck und Nikita Volov traten einen begeisternden Beweis an
Voll konzentriert bei ihrem Spiel: Sayaka Schmuck und Nikita Volov.
Sayaka Schmuck führte außer ihrem hervorragenden Spiel faktenreich und humorvoll durch das Programm.
Nikita Volov überzeugte mit seinen über die Tasten fliegenden Finger in einem virtuosen Spiel.
Tiefer Dank gegenüber dem Publikum, das die Künstler mit Beifall und Bravorufen für ihren Vortrag honorierte.
Als Dankeschön und Erinnerung an den Auftritt in Bad Saarow erhalten die beiden Künstler von der Vereinsvorsitzenden Vera Jaspers die Rarität: eine nicht im Handel erhältliche CD über die Geschichte des Scharwenka-Hauses.

Dies einmal vorneweg: Wer das letzte Kurkonzert dieses Jahres im Garten des Scharwenka Kulturforums verpasste, hat wirklich etwas verpasst. Nicht nur, dass er nicht Zeuge des Experimentes wurde, klassische Musik als Kurkonzert im Freien aufzuführen.

Nein, verpasst wurde vor allem ein begeisternder Auftritt des Duos Schmuck mit Sayaka Schmuck (Klarinette) und Nikita Volov (Piano).

Was für ein Feuerwerk sie musikalisch zündeten, welch einen bunten Strauß an Melodien sie den Besuchern darboten und damit einen Querschnitt durch die Musikliteratur offerierten, war einfach mitreißend. Stürmischer Beifall, Bravorufe und eine spürbare Begeisterung der Zuhörer war ein schöner Lohn für die beiden aus Hannover und Hamburg angereisten Künstler.

Boten sie im ersten Teil ihres Programms klassische Stücke – beginnend mit einem Konzert-Walzer des Komponisten Thorvald Hansen – folgten im zweiten Teil Stücke u.a. von Astor Piazzolla, George Gershwin und vom „King des Swing“ Benny Goodman.

Sayaka Schmuck führte hauptsächlich durch das Programm und animierte die Gäste, sich durch die schwebende Leichtigkeit und die Sanftheit zahlreicher Melodien durch den Konzertnachmittag tragen zu lassen. Von ihr erfuhr man dabei, dass die Klarinette zu Mozarts Zeit weder als Solo- noch als Orchesterinstrument verbreitet war und er sie dennoch zu einem seiner liebsten Instrumente erkor, weil sie der menschlichen Stimme am ähnlichsten sei. Mit Nikita Volov spielte sie dann das Adagio aus einem Klarinettenkonzert Mozarts, das auch als Musik in dem Film „Jenseits von Afrika“ seinen „Auftritt“ hatte. Den Zuhörern wurden auch zwei verschiedene Interpretationen des „Ave Maria“ geboten – von Johann Sebastian Bach und von Franz Schubert.

Sayaka Schmuck wurde als Kind mit dem Instrument überrascht, als ihr Vater eines Tages mit zwei Klarinetten nach Hause kam und meinte, darauf würde jetzt geübt. An diesem Nachmittag bewies sie, zu welcher Meisterschaft sie es damit gebracht hat. Nebenbei erzählte sie auch, dass ihr Konzertpartner Nikita Volov aus Russland stamme und in ihrer humorvoll-natürlichen Art ebenfalls, sie sei in der Idylle Oberschwabens zur Welt gekommen, ihre Mutter sei Japanerin und so für sie als Halbschwäbin „Sushi und Spätzle mit Soß“ auf dem Teller landeten.

Der Virtuosität der Klarinettistin stand Nikita Volov in keiner Weise nach. Schon im Duo mit Sayaka Schmuck entlockte er den Klaviertasten ganz bezaubernde Töne und steigerte sich dann in Solostücken zu unglaublicher Meisterschaft mit Gänsehaut-Effekt, wie zum Beispiel mit dem etwas längeren Stück „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin. Als Meister seines Faches ist er nicht von ungefähr an den Hochschulen für Musik in Hamburg und an der „Hans Eisler“ in Berlin Dozent und pendelt zwischen beiden Großstädten hin und her.

Das Ehepaar Angelika und Harry T. Böckmann – nachdem sie in Berlin wohnten, sind sie jetzt in Bad Saarow zu Hause – nach dem Konzert befragt, ob es ihnen denn gefallen habe, beide unisono: „Gefallen? Das war grandios!“ „Von der Qualität der Künstler, von der Organisation durch die Menschen, die das alles hier auf die Beine stellen, einfach ganz wunderbar“, schwärmt Angelika Böckmann. Für beide, die einen künstlerischen Hintergrund haben – sie war einst Tänzerin, ihr Mann ist Maler und Bildhauer – sei das Scharwenka-Haus eine unvergleichliche Kultur-Oase.

Für das nächste Jahr haben die Scharwenka-Vereinsmitglieder schon wieder einen rappelvollen Veranstaltungskalender zusammengestellt. Aber im übernächsten Jahr, so das unbedingte Vorhaben, sollen Sayaka Schmuck und Nikita Volov wieder in Bad Saarow gastieren – dann hoffentlich auf der geplanten neuen Bühne.

Ein wichtiger Nachsatz: Dass der Auftritt der Künstler in so guter klanglicher Qualität stattfinden konnte, ist einem Bad Saarower zu verdanken – Steffen Rose, vielen nicht nur als Augenarzt bekannt, sondern auch als leidenschaftlicher Solist an verschiedenen Instrumenten. Er hatte nicht nur sein wertvolles Keyboard zur Verfügung gestellt, sondern auch eine super Anlage installiert, so dass die Künstler in bester Tonqualität wahrgenommen werden konnten, wofür die Vereinsvorsitzende Vera Jaspers ihm herzlich dankte.