Ach ja, manchmal wünschte man sich, dass der große Garten am Scharwenka-Kulturforum noch größer wäre, dass er noch mehr Sitzplätze hätte. Und dabei schleppten die Vereinsmitglieder schon angesichts der immer noch mehr heran strömenden Besucher zum Auftritt der drei Damen von Rag Doll ständig zusätzliche Stühle herbei. Die zahlreichen Gäste – das war ihrem stürmischen Beifall zu entnehmen – bereuten es nicht, zu diesem Kurkonzert gekommen zu sein. Die drei Damen Käthe von T. (Gesang), Tanja Becker (Posaune und Gesang) und Amy Protscher (Klavier, Kornett und Gesang) brachten die „roaring twenties“ (wilde 20er Jahre) auf die Bühne. Dass sie sich der Musik dieser Zeit verschrieben haben, daran sei vor allem Bessie Smith schuld, sagten sie übereinstimmend im Gespräch nach dem Konzert.
Klavier, Gesang und ein Blasinstrument, das stellte Smith seinerzeit den großen Orchestern entgegen und erntete damit großen Erfolg. In dieser Besetzung tritt auch Rag Doll auf, und damit konnte das Trio den emotionalen Überschwang, die Lebensfreude, die dieser Musikstil vermittelt, auch an die Besucher im Garten weitergeben. Sie gingen jedenfalls ganz begeistert mit. Auch Titel einer weiteren Größe der Südstaaten-Musikerinnen, Alberta Hunter, brachten die Damen so gekonnt auf die Bühne, dass die Zuhörer teilweise sogar Refrains mitsangen. Obwohl alle Lieder in Englisch gesungen wurden und sicher vor allem die Jüngeren unter den Zuhörern – von denen es dieses Mal eine erfreulich größere Anzahl gab – die Texte eher verstanden, tat das dem Spektakel auf der Bühne und seinem Unterhaltungswert insgesamt keinen Abbruch. Käthe von T. zog einen mit ihrer unglaublich mitreißenden Stimme in den Bann, eine wirkliche Blues-Röhre. Tanja Becker beherrscht ihre Posaune so souverän, virtuos und auf den Punkt gespielt mit gezielt gesetzten Tönen, dass man ihr ewig hätte zuhören können. Amy Protscher am Klavier und zwischendurch Kornett war der kongeniale dritte Part in dieser Formation.
Cornelia Sperlich und ihr Mann gehörten zu den begeistert mitklatschenden, mitwippenden Zuhörern. „Wir wohnen erst zwei Jahre in Bad Saarow und sind das erste Mal hier im Scharwenka-Garten“, sagte der Ehemann. „Aber nach dem, was heute hier geboten wurde, kommen wir garantiert wieder.“ Seine Frau fügte verschmitzt hinzu: „Auch zu den Veranstaltungen, die nicht kostenlos sind.“
Zum Ende des Auftritts entrichteten zahlreiche Besucher eine Spende für den Erhalt dieser Kultureinrichtung in Bad Saarow.
Das Konzert wurde von der Gemeinde Bad Saarow und der Edis-Regionalförderung finanziell unterstützt.