Den ehemaligen FDP-Minister hatte Gerlinde Stobrawa zu der bewährten Gesprächsreihe „Hör mal zu“ ins Scharwenkahaus eingeladen. Als Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur in der ersten Regierung unter Manfred Stolpe von 1990 bis 1994 hat er sich in Brandenburg einen Namen gemacht. In Luckenwalde geboren, flüchtete seine Mutter mit drei kleinen Kindern 1944 vor dem Krieg in Richtung Westen. Hinrich Enderlein ist in Baden-Würtemberg groß geworden , studierte in Marburg Osteuropäische Geschichte, Politik und Russisch, ein seltenes Studienfach zu dieser Zeit. Als Student bereiste er die Sowjetunion von Minsk bis Wladiwostok, von Jalta bis Riga. Er fuhr sogar mit der Transsibirischen Eisenbahn bis Peking.
Nach Osten zog es ihn also schon immer. So war es nicht verwunderlich , dass er nach der Wende nach Brandenburg, sein Geburtsland, in das er immer Verbindungen hatte, kam und bis heute geblieben ist. „Ich hatte den Eindruck, ich gehöre hierher“, so Enderlein, kurz und knapp. Nach 16 Jahren als FDP-Bildungs- und Hochschulpolitiker in Opposition im Landtag in Baden-Württemberg, genoss er es, wie er sagte, „in Brandenburg endlich mal Politik selbst mit gestalten zu können“. Und das tat er dann nach Kräften. Dass wir heute drei anerkannte Universitäten in Brandenburg haben, in Frankfurt, Cottbus und Potsdam, geht auf seine Initiative zurück. „Umso mehr schmerzte es mich“ so Hinrich Enderlein, „dass wir die reichhaltige Theater- und Kulturlandschaft aus der DDR-Zeit nicht erhalten konnten.“ Engagiert setzte er sich jedoch für den Erhalt des Kulturbundes ein und ist bis heute dessen Vorsitzender im Land Brandenburg.