Piano und Pointen

Mit Prof. Kurt Seibert und Robert Schumann durch die Zeit der Romantik

Auf einen Nachmittag mit schönen Klavierklängen waren die zahlreichen Besucher zur „Kaffeezeit“ mit dem Konzertpianisten und Musikpädagogen Prof. Kurt Seibert ja eingestimmt. Was sie schließlich bekamen, war beste Unterhaltung durch einen gut aufgelegten, international  renommierten Meister am Klavier sowie einen Musikpädagogen der besonderen Art in einem. Angekündigt war  der Vortrag von Stücken aus Robert Schumanns „Album für die Jugend“. Wer sich darunter nicht allzu viel vorstellen konnte, verließ nach zweieinhalb Stunden das Scharwenka-Kultur-Forum nicht nur noch recht beschwingt  wegen der wundervollen Klänge, die Seibert dem Bechstein-Flügel entlockte, sondern auch bereichert mit umfangreichen geschichtlichen Hintergrundinformationen. Die aufmerksamen Zuhörer erfuhren viel über den 1810 geborenen Robert Schumann als bedeutenden Komponisten der Romantik, über das berühmteste Liebespaar jener Zeit, das er mit Clara Wieck bildete und die er erst nach  einem Streit vor Gericht gegen den künftigen Schwiegervater ehelichen konnte. Ihre späteren fünf Kinder wuchsen selbstredend in einem durch und durch musikalischen Elternhaus auf und kamen frühzeitig mit der künstlerischen Leidenschaft ihrer Eltern in Berührung. In seinem „Album für die Jugend“ finden sich solche Stücke wie das vom „Fröhlichen Landmann“ – ein immer noch sehr bekannter Titel -, vom „Knecht Ruprecht“, der seinerzeit noch als von den Kindern als gefürchteter Geselle daher kam und das Schumann auch in seiner kraftvollen Komposition erleben lässt. Der gesamte Zyklus, den Schumann 1848 komponierte, besteht aus 43 Klavierstücken mit Titeln wie „Jägerliedchen“,  „Wilder Reiter“, „Schnitterliedchen“, „Weinlesezeit“, „Armes Waisenkind“ oder auch „Lied italienischer Marinari“, die Professor Seibert nahezu alle vortrug, immer mit pointierten Erläuterungen. Selbst für das etwas blutrünstige Stück „Scheherazade“ fand er launige Worte. Die Erzählung geht von einem persischen König, der nach nur einer Nacht alle Gespielinnen töten ließ. Scheherazade wollte diesem Treiben ein Ende bereiten und erzählte dem Herrscher am ersten Abend Geschichten. Dieser wollte mehr hören, und sie antwortete: „Morgen“. Daraus wurde  vielmals „Morgen“,  und so ließ er sie am Leben. „Resozialisierung auf arabisch“, kommentierte Seibert mit einem Augenzwinkern.

Bei dem international bekannten Konzertpianisten blitzten in seinen mündlichen Erläuterungen, dem Anspielen bestimmter schwieriger Stellen in den Werken, an denen sich einst auch eine der  Schumann-Töchter beim stundenlangen Üben sozusagen die Finger wund spielte, die langjährigen Erfahrungen als Musikpädagoge durch. So waren die von ihm gespielten Werke nicht nur eine Wohltat für die Ohren, sondern auch ein Stück Musikunterricht für die Besucher. Sie spendeten Kurt Seibert nach seinem Auftritt lange Applaus.

Die Bad Saarowerin Karin Schneider ist Stammgast im Haus bei Klavierkonzerten. „Erst recht, wenn solche prominenten Künstler hier auftreten“, sagt sie. „Außerdem ist das Scharwenka-Haus ein Schatzkästchen  im Ort. Was hier alles an Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerten drinnen und draußen im Garten geboten wird, ist nicht hoch genug anzuerkennen. Der Verein stellt das ganze Jahr über soviel auf die Beine, da muss man einfach dabei sein. Und es kommen ja Künstler auch wiederholt hier her, weil die Atmosphäre ihnen so gut gefällt. Ein größeres Lob kann es doch kaum für all die Anstrengungen geben.“

 

Bevor Prof. Seibert zu spielen begann, gab er zunächst eine geschichtliche Einordnung des Werkes von Robert Schumann.

 

Ein Könner am Piano, ein Kenner der Komponisten, ein Musikpädagoge, von dem viel zu lernen ist – Kurt Seibert.

 

Das „Album für die Jugend“, 1848 komponiert von Robert Schumann.

 

Bier und Buch für den berühmten Gast, von Gerlinde Stobrawa überreicht.

 

Text und Fotos: Waltraut Tuchen