Sein Klavierspiel macht ihm sichtlich Heidenspaß. Und dieser Spaß überträgt sich von einer Sekunde zur anderen auf das Publikum. Wenn Frank Muschalle mit seinen geübten Händen über die Tasten des altehrwürdigen Bechstein-Flügels im Scharwenka Kulturforum streift, dann bleibt keiner mehr still auf dem Stuhl sitzen.
Manche wippen nur mit den Beinen und Schultern, andere hält nichts mehr und sie müssen tanzen. So wie Christel und Bernd Klöhn aus Berlin. Beide sind 85 Jahre alt! Bernd Klöhn feierte am 16. März seinen Geburtstag und hatte es sich mit seiner Frau zum Geschenk gemacht, Frank Muschalle nach Bad Saarow nachzureisen, sich in ein Hotel einzuquartieren und sein Konzert im Scharwenka Haus zu besuchen.
Für ihre flinken Beine (trotz ihres Alters) und ihr tolles Rhythmusgefühl – beide sind Jazz- und Blues-Freunde – erhielten sie anerkennenden Applaus. Den bekam natürlich auch Frank Muschalle, nach jedem seiner Titel klatschten und jubelten die Zuhörer. Mit Musik aus den Südstaaten, Swing, Blues und Boogie Woogie – mal getragen, mal temporeich – hielt die gute Laune zwei Stunden an und wirkte auf dem Nachhauseweg sicher noch an.
Frank Muschalle, der stets gut gelaunte Solopianist aus Berlin, brachte die Besucher auch mit seinen witzigen Kommentaren und Erklärungen zum Schmunzeln. Als er seine Version des bekannten Honki-Tong-Blues spielte, der wie viele Songs der 1920er und -30er stark an den Rhythmus einer Dampflokomotive erinnern, lud er ein auf die Strecke Fürstenwalde- Bad Saarow und zurück: „Einsteigen bitte!“ Und als er seine Eigenkomposition „Sheffield in the morning“ spielte, gestand er, noch nie in der britischen Stadt gewesen zu sein. „Aber so stell ich mir die Stadt vor. Immer wieder anders, denn ich spiele den Song seit 1997“. Mit Frank Muschalle am Piano, kann man sich vorstellen, wie es zuging in den amerikanischen Bars in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, wo ein einziger Solopianist eine ganze Tanzgesellschaft in ausgelassene Stimmung bringen konnte.
Frank Muschalle gastierte schon öfter im Scharwenka Kulturforum und beteuerte, gern wiederzukommen. „Ich freue mich dazu beitragen zu können, dass dieses schöne Haus im Bewusstsein der Besucher bleibt“, sagte er nach zwei Zugaben zum Schluss. Der moderierende Helmut Lilge vom Verein bat ihn schmunzelnd darum, dann den Song „Bad Saarow in the night“ mitzubringen. Als Dankeschön überreichte er als originelles Gastgeschenk noch eine hochprozentige „Moorleiche“. Der Musiker freute sich: „Oh, das wird eine entspannte Heimfahrt.“
Übrigens ist Frank Muschalle seit über 30 Jahren auf vielen Bühnen im In- und Ausland unterwegs und ständig ausgebucht, wie man auf seiner Website lesen kann. Vom 16. bis 21. April nimmt er zum Beispiel teil am 17. Internationalen Jazzfestival im Nordseebad Spiekeroog.