Moorleichen für die Polizei

Musiker in Uniform boten ein unterhaltsames Kurkonzert
Die Combo der Polizei Berlin – erfrischend unterhaltsam
Herbert Götz am Klavier, Tobias Kabiersch am Bass und Kai Schönberg am Schlagzeug (v.r.)

Gleich mit ihrem ersten Titel erinnerte die Combo der Polizei Berlin daran, dass heute Sonntag ist: Mit der Erkennungsmelodie der Krimireihe „Tatort“, die bekanntlich immer sonntags läuft. Fast alles, was die sechs Musiker und Sängerin Carolin Schmeer während des vorletzten Kurkonzertes im Scharwenkagarten zum Besten gaben, war bekannt: Songs aus den 70er und 80er Jahren, auch etliche Evergreens – deutsch und englischsprachig. Einmal sogar einen Marsch, den Fliegermarsch,  was aber eher die Ausnahme darstellte.

Harald Bendzko am Saxophon, Semjon Barlas mit der Trompete und Lars Juling an der Posaune (v.l.)

Nach der Tatort-Melodie probierte es die Band mal „mit Gemütlichkeit“, frei nach Balu aus dem „Dschungelbuch“.  Sängerin Caro, wie sie von ihren Musikerkollegen genannt wird, begeisterte mit ihrer tollen Stimme und mit so bekannten Songs wie „Smooth Operator“, „Road Jack“, „Just a Gigolo“, Hits von Michal Jackson, Nina Hagen (Du hast den Farbfilm vergessen), Kerstin Ott (Lass die uns die Welt bemalen) oder Alice Merton (No roots). Auch die Herren an den Instrumenten konnten singen und so erklangen unter anderem Hildegard Knefs Hit „Für dich solls rote Rosen regnen“, Louis Armstrongs „Wonderful World“ oder John Denvers „West Virginia“. Das Publikum war begeistert, applaudierte lautstark, sang oder summte teilweise mit, wippte mit den Beinen. Als dann im zweiten Teil nach der Pause das Medley mit italienischen Schlagern aus den 1950er erklang, fühlten sich einige an ihre Jugend erinnert: „Komm ein bisschen mit nach Italien“, „Zwei kleine Italiener“ oder „Marina“ waren einst Gassenhauer. Für alle Geschmäcker war an diesem sonnigen Nachmittag schließlich etwas dabei.

Viele Vorbeigehende fragten sich: Was macht die Polizei im Scharwenkahaus? Na, Musik!
Hat eine tolle Stimme: Sängerin Carolin Schmeer

Der Garten war voll besetzt, immer wieder mussten Stühle geholt werden. Einigen Gästen aus Lübben – Heidrun Schulz war mit ihren Mitarbeitern aus einer Versicherungsagentur gekommen, um das Scharwenkahaus kennen zulernen – mussten mit Plätzen in der Veranda vorlieb nehmen.

In der Pause plauderte Saxophonist Harald Bendzko über das Leben der Combo. Alle Musiker und die Sängerin seien zwar Polizeiangehörige, aber nicht zum normalen Dienst verpflichtet. „Wir machen nur Musik, bei offiziellen Veranstaltungen, in Schulen, bei Stadtfesten und eben auch im Scharwenkahaus.“ Hier waren sie nicht zum ersten Mal, damals noch als Polizeicombo von Brandenburg. Über die Zuständigkeiten ging es lange hin und her, nachdem das Polizeiorchester Berlin 2003 aufgelöst worden sei, seien die Musiker nach Brandenburg „verliehen“ worden und nun wieder nach Berlin zurückgekehrt. Heute nennen sie sich offiziell Combo der Polizei Berlin. Brandenburg habe keine mehr. Und zum fulminanten Schluss sangen alle gemeinsam das mehr als 200 Jahre alte deutsche Volkslied „Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht…“

Vereinsvorsitzende Vera Jaspers dankt der Combo und hofft auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr.

Der großartige Auftritt wurde von den Organisatoren natürlich besonders gewürdigt. Sängerin Caro bekam von der Vereinsvorsitzenden Vera Jaspers eine Rose, eine Flasche Wein und für die gesamte Combo eine CD über die Geschichte Scharwenkas und seine Musenhütte. Die musikalischen Polizisten durften sich – als passendes Geschenk –  über hochprozentige „Moorleichen im Glas“ freuen. Ein Produkt der Streitberger Brennerei.

Einige Gäste nutzten den Nachmittag auch wieder für Kurzführungen durch das einzige Musikermuseum Brandenburgs. Sie werden in der Regel vor dem Konzert oder in der Pause kostenlos von den ehrenamtlichen Mitstreitern angeboten.