Ein Abend mit der Violinistin Henny-Maria Rathmann

Musik, Biografie und bewegende Momente

Am 10. Oktober öffnete das Scharwenka Kulturforum seine Türen für einen besonderen Abend unter dem Motto „Hör mal zu“. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen der musikalischen Begegnung und des persönlichen Austauschs. Im Mittelpunkt: die Violinistin Henny-Maria Rathmann, Mitglied der Staatskapelle Berlin, mit großer Wertschätzung von Ruth Buder vorgestellt. Das Publikum erwartete nicht nur eine herausragende musikalische Darbietung, sondern auch spannende Einblicke in das Leben einer erfolgreichen Musikerin zwischen Leidenschaft, Beruf und privaten Herausforderungen.

Musikalisch begann Henny-Maria Rathmann, am Flügel begleitet von Friedemann Mewes, den Abend mit einem Stück von Antonín Dvořák aus seinen „Romantischen Stücken“.

Danach erzählte die sympathische Musikerin aus ihrem Leben, liebevoll moderiert von Ruth Buder. Henny-Maria Rathmann wurde in Jena in eine musikbegeisterte Familie geboren. Aufgewachsen in Fürstenwalde, prägte schon früh die Liebe zur Musik ihren Entwicklung. Ihre Eltern, selbst musikbegeistert, förderten ihr Talent und schufen ein inspirierendes Umfeld, in dem musikalische Bildung und künstlerische Ausdruckskraft einen hohen Stellenwert hatten. Bereits als Kind zeigte sich ihr außergewöhnliches Gehör und ihre Begeisterung für die Violine, die sie fortan begleitete. Ihr musikalischer Weg begann an der Musikschule in Fürstenwalde, wo sie mit Disziplin und Leidenschaft das Geigenspiel erlernte. Gefördert von engagierten Lehrern, wie zum Beispiel Frau Liebsch, und inspiriert durch das familiäre Umfeld, nahm sie erfolgreich an Wettbewerben teil und gewann schon in jungen Jahren Auszeichnungen. Ab der 5. Klasse besuchte sie eine Spezialschule für Musik und konnte dann an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin, eine der führenden Musikhochschulen Deutschlands, Violine und Klavier studieren, wo sie von namhaften Professoren unterrichtet wurde und sich ein breites Repertoire erarbeitete. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums führte Henny-Maria Rathmanns Weg zur Staatskapelle Berlin, eines der ältesten und renommiertesten Orchester Deutschlands. Hier wurde sie Teil eines traditionsreichen Ensembles und konnte ihre Fähigkeiten in zahlreichen Konzerten und Opernaufführungen unter Beweis stellen. Gerne erinnerte sie sich an internationale Tourneen, die sie mit der Staatskapelle in bedeutende Konzerthäuser Europas, Asiens und Amerikas führten. Die internationalen Reisen mit der Staatskapelle hinterließen bei Henny-Maria Rathmann bleibende Eindrücke. Besonders in Asien erlebte sie eine außergewöhnliche Wertschätzung für klassische Musik. Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt und hier insbesondere mit Idolen aus ihrer Jugendzeit sowie das Kennenlernen fremder Kulturen bereicherten nicht nur ihr musikalisches Verständnis, sondern auch ihre persönliche Entwicklung. Sie erzählte lebhaft von Konzerten in Japan und Südkorea, von bewegenden Publikumsreaktionen und herzlichen Empfängen.

Ein zentrales Thema im Leben von Henny-Maria Rathmann ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Unterstützung ihres Partners und ihrer Familie war entscheidend dafür, dass sie ihrer künstlerischen Berufung treu bleiben konnte. Sie berichtete offen über Momente der Überforderung, aber auch über die Kraft, die sie aus dem familiären Rückhalt, besonders von einer engagierten Oma schöpfte. Die Auszeichnung, als Mutter und Musikerin erfolgreich zu sein, ist für sie ein besonderer Ansporn und eine Herzensangelegenheit.

Die Atmosphäre im Scharwenka Kulturforum war von Anfang an warm und einladend. Das Publikum – ein bunter Mix aus Musikliebhabern und neugierigen Gästen – lauschte gebannt den Geschichten. Persönliche Anekdoten von Henny Maria Rathmann sorgten für viele Lacher und nachdenkliche Momente. Und schließlich wurde auch das Geheimnis des Geigenkastens, den sie noch von ihrem Urgroßvater hatte und der mit auf der Bühne stand, gelüftet.

Im zweiten Teil des Abends fragte Ruth Buder was Henny-Maria Rathmann nach Neu Reichenwalde im Brandenburgischen zog und welche Änderungen es dadurch für Leben gab. Die Musikerin erzählte, dass die Natur ihr in ihrem anstrengenden Berufsalltag immer wieder Kraft gab, sie auch gerne im Wald mit der Geige übte und es nur folgerichtig ist, nach ihrem Leben in Berlin nun auf dem Land ihren Lebensmittelpunkt zu sehen. Hier entwickelte sie das Format „Kulturscheune am Berge – zwischen Acker und Applaus“. Zum 5-jährigen Jubiläum dieser Veranstaltungsreihe im nächsten Jahr sind bereits 5 Veranstaltungen geplant.

Zum Ende des Abends gab es noch einen beeindruckenden Höhepunkt. Gemeinsam mit Friedemann Mewes präsentierten sie Opernarien von Giacomo Puccini. Dabei übernahm Friedemann Mewes, fast 40 Jahre Solo-Repetitor an der Staatsoper Berlin, den Part des Orchesters am Flügel und Henny-Maria Rathmann gab mit der Violine die Stimme der Sängerin. Das harmonische Zusammenspiel, das von großer Sensibilität und gegenseitigem Respekt geprägt war, beeindruckte das Publikum sehr.

Der Abend im Scharwenka Kulturforum bot einen bewegenden Einblick in das Leben und Schaffen einer Musikerin, die mit Leidenschaft, Mut und Empathie ihren Weg geht. Henny-Maria Rathmann beeindruckte durch ihre Offenheit, ihr virtuoses Spiel und ihre Authentizität. Die Veranstaltung unter dem Motto „Hör mal zu“ zeigte, wie wertvoll solche Begegnungen sind – für die Künstlerinnen und Künstler ebenso wie für das Publikum. Es bleibt die Vorfreude auf kommende Abende voller Musik, Austausch und Inspiration.

Das Scharwenka Kulturforum bedankte sich bei Henny-Maria Rathmann und Friedemann Mewes mit Blumen und das Publikum mit herzlichem Applaus.