„Ein Saxophon gibt der Musik Seele. Vier Saxophone können klingen wie eine Orgel“, so Alexander Doroshkevich,gefragter Saxophon-Solist, Orchestermusiker und Musiklehrer, vor Beginn des Konzertes, das mit der „Fuge in g-Moll“ von J. S. Bach eingeleitet wurde. Choralähnliche Klänge mit Musik aus vier Saxophonen, und aus mehreren Jahrhunderten, die so noch nie zuvor im Scharwenkahaus gespielt wurden.
Doroshkevich spielte sie zusammen mit Marc Schumann (Sopransaxophon), Lina Lehmann (Altsaxophon), Sophie Larski (Baritonsaxophon) (im Bild v. links n. rechts) , alle Absolventen der LOS-Musikschule „Jutta Schlegel“ in Beeskow, die sich von Kindheit an der Musik und diesem Instrument verschrieben haben und es zu großer Virtuosität gebracht haben. Angefangen habe es mit dem Instrumenten-Karusell in der 1. Klasse, so die Mutter von Marc Schumann. Ein Beispiel, wie erfolgreich musikalische Früherziehung sein kann. Die Eltern und Familien der jungen Künstler saßen in der ersten Reihe und sind zu Recht mächtig stolz auf ihre Kinder.
Sophie Larski hat inzwischen Musik studiert und spielt mit ihrem Instrument als Orchestermusikerin in Berlin. Lina Lehmann und Marc Schumann haben andere Berufswege eingeschlagen, sind aber der Musik und ihrem Leher treu geblieben und spielen seit 2015 zusammen als Saxophon-Quartett.
Ihr ehemaligen Lehrer Alexander Doroshkevich ist ebenfalls stolz auf seine „Meisterschüler“ und tritt gern mit ihnen auf. Im Laufe der Jahre haben sie sich ein Repertoire erarbeitet, über das man nur staunen kann. Die jungen Musiker präsentierten ein vielfältiges Programm, das von J. S. Bachs „Fuge in g-Moll“ und „Air“ bis zu Ferenc Farkas‘ „Ungarische Tänze“, sowie moderneren Stücken wie Freddy Mercurys „Bohemian Rhapsody“ und Gershwins „Summertime“ reichte. „Das Saxophon ist ein wunderbar wandelbares Instrument“, so Alexander Doroshkevich. „Wir spielen damit Fugen von Bach , aber auch Tango , Swing und Jazz.“
Nebenbei erfuhren die Gäste auch viel über dieses einzigartig wandelbare Instrument. Zu Zeiten von Bach gab es dieses wunderbare Instrument noch lange nicht, so Alexander Doroshkevich, der aus Belarus nach Berlin kam, um an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ zu studieren.
Erfunden wurde das Saxophon im Jahr 1840 in Belgien in der Stadt Dinant. Dort lebte sein Schöpfer Adolphe Sax, ein Tüftler und Erfinder in unterschiedlichen Bereichen. Er brachte das Instrument zwei Jahre später persönlich nach Paris, um es unterschiedlichen Musikerpersönlichkeiten zu zeigen. Der berühmte Komponist Hector Berlioz charakterisierte das Saxophon als „rund, schwingend, von enormer Kraft, und zur Zurücknahme geeignet“.
Und auch der Plan, das Instrument in der Militärmusik einzusetzen, geht für Sax auf: Fünf Jahre, nachdem er das Saxophon erschaffen hat, führt er es vor der königlichen Familie in Paris vor. Er empfiehlt ihnen, das Saxophon als festes Instrument im Militärorchester aufzunehmen. Daraufhin entfacht ein öffentlicher Wettstreit, der aber zu Sax‘ Gunsten ausgeht. Das Saxophon ist von diesem Zeitpunkt an fester Bestandteil der Militärmusik. Am 21. März 1846 lässt sich der Instrumentenbauer das Saxophon unter der Nummer 3226 für zunächst 15 Jahre in Frankreich patentieren.
Doch richtig erfolgreich wird das Saxophon erst viele Jahre später. Viele Musiker und andere Instrumentenfirmen sind neidisch und zweifeln die wahre Erfindung von Sax an. Daher ignorieren sie das Musikinstrument einfach, sodass es äußerst schwierig ist, das Instrument populär zu machen. 1929 verkauft Adolphe Sax letztendlich seine Pariser Werkstatt samt seiner Patente an den Instrumentenbauer Henri Selmer. Der Henri Selmer Konzern zählt bis heute zu den bedeutendsten Instrumentenherstellern weltweit.
Die goldenen 20er: Das Saxophon erobert den Jazz
Mit dem Aufkommen der Jazz-Musik in den 20er und 30er Jahren wird das Saxophon allmählich bekannter. Genau genommen beginnt hier sogar der Siegeszug des Instruments. Vor allem in der Swing-Musik, welche zur populärsten Stilrichtung des Jazz zählt, wird das Saxophon dank seines äußerst variablen Klangs und dynamischen Umfangs eingesetzt. In den früheren Swing Orchestern Ende der 1920er Jahre werden überwiegend zwei Altsaxophone und ein Tenorsaxophon eingesetzt.
Heute ist das Multitalent Saxophon in sämtlichen musikalischen Stilrichtungen präsent. Kaum ein Musikstil, dem sie nicht diese ganz speziell glänzenden Momente aufsetzen würde. Von der Klassik, Folkmusik über den Blues bis Rock’n’Roll, Funk und Soul – von Jazz und Swing ganz zu schweigen. Das darf man sich durchaus mal auf der Zunge oder im Ohr zergehen lassen.
Die Gäste im Scharwenkahaus an diesem Abend taten das, spendeten den Musikern reichlich Beifall und gingen beseelt nach Hause.
Waltraut Tuchen vom Vereinsvorstand bedankte sich für den vergnüglichen musikalischen Abend. Den Musikern hat es Spaß gemacht – und dem Publikum im Scharwenkahaus auch.