An diesem herrlich warmen Sommernachmittag des 21. Juni waren vielleicht nicht alle Besucher Kenner der Jazz-Musikszene. Aber sie waren mit Sicherheit über die Vielseitigkeit und die Spielfreude der vier Musiker am Ende ebenso begeistert, wie die Fans von Torsten Zwingenberger. Der Schlagzeuger und Leiter des Quartetts spielte bisher in verschiedenen internationalen Jazzformationen und hat zahlreiche erfolgreiche Alben produziert. Seine Schlagzeugtechnik ist einsame Spitze. Mit den Musikern Patrick Braun (Saxofon), Kenneth Berkel (Piano) und Carmelo Leotta (Bass), die ebenfalls in renommierten Bands im In- und Ausland gespielt haben, präsentierte er nun an diesem Nachmittag das gemeinsame Projekt „Best Boost“.
Im Garten hatten wieder viele Besucher Platz genommen. Kaffee und der leckere Kuchen, sowie erfrischende Getränke waren sehr gefragt. Das Angebot einer kurzen Führung durch das Haus vor Konzertbeginn mit Präsentation des berühmten Reproduktionsklaviers mit Original-Scharwenka-Stücken wurde von mehreren Gästen gern genutzt.
Punkt 16 Uhr ging es los, die Musiker wurden vorgestellt und zur Freude der Organisatoren auch der „sensationelle Kuchen“ sehr gelobt, „da können wir nicht mithalten“. Was natürlich nicht der Wahrheit entsprach, wie alle am Ende feststellen konnten.
Das Motto ihres Programms ist von Alfred Lion, dem jüdisch-deutschen Mitbegründer des amerikanischen Blue-Note-Labels, übernommen. Erzählt wurde die Geschichte, als Lion gefragt wurde, wie er es denn gerne hätte, er dann mit seinem deutschen Akzent antwortete: „It must schwing!“.
„Why not“ stimmte das Publikum auf virtuosen Jazz ein, der sich so auch in den weiteren Titeln sehr vielseitig mit diversen Solo-Einlagen präsentierte. Komponiert wurde das Stück vom jungen Pianisten Kenneth Berkel.
Eigenkompositionen und Jazz-Standards wurden gespielt, und die Geschichten dazu erzählt. „Walk in Closet“ begann mit sanften Klängen und zuvor wurde erklärt, dass das die Bezeichnung für einen begehbaren Kleiderschrank ist. Man konnte sich gut vorstellen, wie SIE die zahlreichen Kleider streichelt und sich zunächst nicht entscheiden kann, um dann zum Ende begeistert das Richtige zu finden und entspannt die Tür zu schließen.
Seine besonderen Fähigkeiten demonstrierte dann Torsten Zwingenberger mit dem Schlagzeugsolo „Steam Train Drum“. Die Fahrt einer Dampflokomotive hat er mit seiner anspruchsvollen Schlagzeugtechnik, die er „Drumming 5.1“ nennt, grandios erlebbar gemacht. Später steigen die anderen Instrumente ein, um dann in das Stück „Jumpin‘ at the Wood Side“ zu gleiten, einem Jazz Standard der Count Basie Big Band.
Beim letzten Titel „Honky Tonk“ konnte sich der Saxofonist noch einmal richtig entfalten, und natürlich gab es nach dem begeisterten Applaus eine Zugabe.
Fantastisch gespielt, Jazz vom Feinsten, der beste Jazz, den ich hier seit Jahren gehört habe-so die Kommentare einiger Gäste. Man konnte feststellen, dass hier drei Generationen (1959, 1974/75 und 1996) wunderbar zusammenpassen.
Mit dieser guten Stimmung konnten sich die Besucher nun in den Abend und die kürzeste Nacht des Jahres schwingen.